Letztes Update: 2025-03-22 04:40 MEZ

Bis zum 23.3. ist die Wahrscheinlichkeit für sporadisches Polarlicht erhöht durch Einfluss von High-Speed-Streams koronaler Löcher vermischt mit Auswurfmaterial der Sonne (CME-Streifschüsse, CME-Blobs). Die Unsicherheit für Eintreff-Zeitpunkte und Intensität ist sehr hoch.

CME = koronaler Massenauswurf, „Sonnensturm“
HSS = High-Speed-Stream (schneller Sonnenwind aus „koronalen Löchern“)

Inhalt

Zusammenfassung 15.3.

Sonne

Zwei große koronale Löcher bringen schnellen Sonnenwind, viele aktive Regionen – nur wenige Flares, einige kleinere nicht erdgerichtete Eruptionen aus 4020 und 4022 sowie zahlreiche Filamente (mit f gekennzeichnet) – bereit sich abzulösen
Die Region westlich (rechts) von 4028 ist jetzt 4029, östlich davon 4030.

Schneller Sonnenwind aus koronalen Löchern und eine zunehmende Anzahl aktiver Sonnenflecken-Regionen bestimmen das Geschehen. Keine nennenswerten koronalen Massenauswürfe (Sonnenstürme) sind momentan Richtung Erde unterwegs.

Erdmagnetfeld

Die erhöhte geomagnetische Aktivität der letzten Tage (Hp30 bis Stärke 6 – G2 MODERATE STORM) wurde durch den Einfluss des koronalen Lochs CH22- hervorgerufen (Stream Interaction Region, High Speed Stream, evtl. eingebettete „Stealth CMEs“) und verstärkt durch den Equinox-Effekt (Nacht-Sektor sowohl am geomagnetischen Nord- und Südpol) sowie den Russell-McPherron-Effekt (Winkel der Erdachse/des Erdmagnetfelds zur Sonne), die in zeitlicher Nähe zur Tag-und-Nachtgleiche am 21.3. schon bei moderat erhöhten Werten im Sonnenwind für deutlich stärkere geomagnetische Effekte sorgen als im Sommer oder Winter.

Polarlicht-Sichtungen

Polarlicht gab es in Mitteleuropa dennoch kaum zu sehen: Gründe sind beinahe-Vollmond, Bewölkung und trotz Drift der Aurora-Zone nach Süden bei stark negativen Bz-Werten das weitgehende Fehlen des hohen roten Polarlichts – eventuell aufgrund des Mangels aktiver Sonnenflecken-Regionen und damit relativ niedrigem solaren Radiofluss (solar flux, radio flux) und eher geringer Röntgenstrahlung was zu geringerer Expansion der Ionosphäre bei geomagnetischen Stürmen führt. Vielleichte spielt auch die sehr geringe Plasmadichte von unter 1 p/cm3 eine Rolle.

Polarlicht-Sichtungen im Norden am 12.3. zwischen 20:00 und 20:50 im AKM-Forum

Ausblick 15.3.

SDO Kompositbild mit Magnetogramm zeigt viele aktive Regionen, jedoch nur mäßige Komplexität, am höchsten bei AR 4019 (beta-gamma-delta) und auch nur mäßige Dynamik, am meisten bei AR 4019 und 4022 sowie am südöstlichen Rand
Die Region westlich (rechts) von 4028 ist jetzt 4029, östlich davon 4030.

Der schnelle Sonnenwind des koronalen Lochs CH22 wird wahrscheinlich in den schnellen Sonnenwind des koronalen Lochs CH23 übergehen – sie waren beim letzten Umlauf noch verbunden und sind es vermutlich immer noch. Durch das Fehlen eines Bereichs mit langsamen Sonnenwind und damit dem mutmaßlichen Fehlen einer Stream-Interaction-Region wird es wohl bei gelegentlicher Substurm-Aktivität bleiben ohne größere geomagnetische Stürme.

2 Tage Sonnen-Corona: SDO Komposit 304 211 193 171 Å und GOES-16 X-ray Flares

Es sind zwar sehr viel aktive Regionen auf der Sonnenscheibe zu sehen, aber alle nur mit mäßiger Aktivität. Der jüngste M-Klasse-Flare kam von einer unnummerierten Region am östlichen Rand (jetzt 4030). Hier rotieren demnächst möglicherweise Regionen mit X-Flare-Potential ins Sichtfeld.

Equinox & Polarlicht

Russell-McPherron-Effekt

Der Winkel des Erdmagnetfelds ist gekoppelt an den Winkel der Rotationsachse der Erde in Bezug zur Sonne. Die Kopplung des Erdmagnetfeldes mit dem interplanetaren Magnetfeld des Sonnenwinds ist bei unterschiedlichen Winkeln unterschiedlich effektiv. Im Frühling führt ein negativer Phi-Winkel (radialer Winkel hinzu oder weg von der Sonne) des interplanetaren Magnetfelds deshalb eher zu geomagnetischen Stürmen. Ein negativ polarisiertes koronales Loch (negatives radiales Feld: Vektor zeigt hin zur Sonne wie aktuell bei CH22 und CH23) hat ein höheres geomagnetisches Sturmpotential, ein positiv polarisiertes ein geringeres – im Frühling. Im Herbst ist es umgekehrt.

Der Russel-McPherron-Effekt besagt also, dass im Frühling und Herbst der Phi-Winkel oder die x-Komponente des interplanetaren Magnefeldes wichtiger ist als im Sommer oder Winter.

Equinox- oder Äquinoktial-Effekt

Nur zur Tag- und Nachgleiche (Äquinoktium oder engl. Equinox) haben sowohl Nord- als auch Südpol eine Tag- und eine Nachtphase (Rotationsachse der Erde steht senkrecht zur Sonne). Auf der Tagseite ist der elektrische Widerstand in der Ionosphäre höher als auf der Nachtseite. Da im Sommer und im Winter an einem der Pole keine Nacht herrscht, ist folglich der elektrische Widerstand insgesamt höher. Das wirkt das hemmend auf den Stromfluss und damit auf die Entstehung von Polarlicht. Da beide Pole magnetisch und damit elektrisch verbunden sind, ist das Abhanden- oder Vorhanden-Sein einer Nachtphase an jeweils einem Pol immer auch bedeutsam für den gegenüberliegenden Pol.

Der Äquinoktial-Effekt sorgt also grundsätzlich für eine höhere Wahrscheinlichkeit für Polarlicht-Sichtungen im Frühjahr (Ende Februar, März, April) oder Herbst (Ende August, September, Oktober)

Mondaufgänge Berlin

Der Mond steht hoch am Himmel und erreicht erst am 22.3. 50% Helligkeit und stört somit die Polarlicht-Beobachtung besonders in mittleren Breiten weiterhin. Die besten Chancen, nicht sehr helle Objekte am Nachthimmel zu fotografieren bestehen im Moment vor dem Mondaufgang.

15.3./16.3. 19:45 MEZ
16.3./17.3. 20:57 MEZ
17.3./18.3. 22:10 MEZ
18.3./19.3. 23:26 MEZ
19.3./20.3. 00:41 MEZ (20.3.)
20.3./21.3. 01:54 MEZ (21.3.)
21.3./22.3. 02:57 MEZ (22.3.)

2025-03-15 – CME 0600z – Long-Duration-C-Klasse-Flare + Filament-Eruption + CME

Ein Filament (genauer Protuberanz oder engl. prominence) löst sich ab und erzeugt einen schnellen „Lehrbuch-CME“ (koronaler Massenauswurf – coronal mass ejection a.k.a. „Sonnensturm“)

Ganz oben links im Nordosten ist die simultane zweite Eruption zu sehen. In der Nahansicht lässt sich feststellen, dass der Großteil der Materie wieder zurückfällt, deshalb ist auch kein CME in SOHO/LASCO C2 zu sehen.

Gegen 0600z ereigneten sich zwei Filament-Eruptionen, eine im Nordosten, eine im Südwesten (Protuberanz). Im Röntgenspektrum war ein Long-Duration-C-Klasse-Flare zu sehen. Die südwestliche Eruption (rechts unten) erzeugte einen schnellen, ansehnlichen CME (Sonnensturm), allerdings nicht zur Erde gerichtet. Dass wir von ihm gestreift werden ist unwahrscheinlich, aber auch nicht ganz auszuschließen. Die Treffer-Wahrscheinlichkeit wird weiter verringert durch den sich zwischen CME und Erde befindlichen High-Speed-Stream aus den koronalen Löchern CH22- und CH23-, der ablenkend und bremsend wirkt.

2025-03-16 – CME 1100z – Kleine Filament-Eruption – kleiner CME

Nahaufnahme im SOD-Komposit zeigt alles, was einen eruptiven Flare ausmacht: bewegtes Plasma, sich öffnende Feldlinien, nur etwas Dimming, einen Loop, aufleuchtende Flare-Ribbons und post-eruptive Arkaden. Im GOES Röntgenflux ist allerdings kein spezieller Flare zuzuordnen, die Stärke wird wohl im unteren C-Klasse-Bereich und damit unter dem Hintergrund-Level liegen.

NASA M2M Enlil-Lauf

Eine kleine messbare Dichte-Schwankung am späten 19.3./frühen 20.3. (Mittwoch Nacht) scheint möglich, sonst nicht viel mehr. Zusammen mit der SSBC (Solar Sector Boundary Crossing – zu erkennen an der weißen durchgezogenen Linie), dem Equinox-Effekt und dem evtl. ausklingenden High-Speed-Stream von CH23 ist die Wahrscheinlichkeit für Polarlicht dann vielleicht etwas erhöht – falls das interplanetare Magnetfeld ausreichend südliche Polarität hat.

Enlil-Lauf für den CME 2025-03-16T12:00:00-CME-001 (korrigierte Version)

Da zwischen 1200z und 1400z eine Datenlücke bei STEREO besteht und in späteren Frames keine Spuren des CMEs zu sehen sind, war keine genaue Triangulation möglich. Die Prognose ist also sehr unsicher. Meine ganz persönliche Einschätzung: Vielleicht etwas früher, vielleicht etwas stärker – aber insgesamt viel zu erwarten ist da nicht. In SOHO LASCO C3 ist der CME nur ganz schwach zu erkennen und verschwindet dann im Rauschen. Da in den SDO AIA-Bildern auch nur wenig Dimming zu erkennen ist, wurde wahrscheinlich nicht besonders viel Material abgefeuert.

Die von NASA ermittelte Start-Geschwindigkeit liegt bei niedrigen 300 km/s, ohne Triangulation ist das aber geraten.

2025-03-16 – CME 2100z – Doppel-CME aus N35E35 (Region 4032)

Zwei CMEs aus der gleichen Ursprungsregion, einer davon mit deutlich westlicher Ablenkung

In SOHO LASCO C2 ist ein partieller Halo zu erkennen, erdgerichtete Anteile sind wahrscheinlich. Der Hauptteil des CMEs wird wohl nördlich über uns hinwegziehen, das ist noch nicht ganz sicher. Wir werden eventuell am späten 19.3. oder am 20.3. von der Südflanke gestreift. Ein Verschmelzen mit dem oben erwähnten CME ist wahrscheinlich (Multi-CME, „pancaked CMEs“). NASA M2M schätzt die Startgeschwindigkeit auf 400 km/s und berechnet eine Beschleunigung (Ankunft mit 550 km/s) mit G2 MINOR STORM als maximal mögliche Auswirkung auf das Erdmagnetfeld (falls Bz ausreichend negativ ist und der CME so früh ankommt, wie berechnet).

NASA M2M Enlil-Lauf für die Dichte: Im mittleren Bild ist zu sehen, dass wir möglicherweise von der Südseite des CMEs gestreift werden, falls er westlich genug ausgerichtet ist. Die weiße Linie kennzeichnet die Sector Boundary, welche den Impact verstärken kann.

Diese CME-Analyse und damit das Ergebnis des Modelllaufs ist ebenfalls sehr unsicher, da zwar Bildmaterial von STEREO A vorliegt zur Triangulation, allerdings ergibt diese einen anderen Ursprungsort als den im Nordosten (bei STEREO CAT kommt bei ein virtueller Ursprung von N10W10 heraus). Eventuell ist der CME also sogar schneller und direkter zur Erde gerichtet als von M2M berechnet.

☞ NASA M2M DONKI Eintrag für 2025-03-16T21:12:00-CME-001

Weil es so schön ist noch mal: SDO AIA Extrem UV Komposit 171 193 211 Angström + SOHO LASCO C2 Koronograf

2025-03-17 – CME 0300z – Streamer Blowout

Sehr langsam, wird aber möglicherweise vom koronalen Loch CH24- beschleunigt. Streifschuss am 20.3. oder später möglich. ☞ kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/CME/37875/2

2025-03-17 – CME 1030z – Filament-Eruption im Nordwesten

Kleine Eruption; unscheinbarer, eher langsamer CME; schwacher Streifschuss am 20.3./21.3. möglich ☞ kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/CME/37872/3

2025-03-17 – CME 1820z – M1.0-Flare im Nordosten (Region 4031) mit CME Richtung Norden

… mit erdgerichteten Anteilen sagt Met Office. Falls dem so ist wäre ein Streifschuss am 21.3. machbar.

Es kann ja nicht jedes Mal ein Film sein. Diesmal einfach nur „Flare-Art“.

2023-03-17 – Kleiner Substurm – einfach so

Gegen 0040 MEZ (00:37 – 00:44) am 18.3. (bzw. 2340 UTC am 17.3.) gab es einen sehr kurzen Substurm ohne besonderen Anlass. Nachweis auf der ☞ www.buedelsdorfwxcam.de/zeitraffer10.php (rote wandernde Säulen), 54°N

AKM-Forum-Beitrag: ☞ https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=62717

Extrem schwach auch auf der Kap-Arkona-Kamera zu sehen hinter dichten Cirren und vom Mond überstrahlt um 00:40 MEZ 18.3. ☞ kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-03-18+00-40-00&r=358&z=225&tl=273 54°N

2025-03-18 – Modellberechnungen

ELEVO (Geosphere Austria)

Die möglichen Ankünfte ohne Hintergrundsonnenwind: Eher spät ab dem späten 20.3.

In der Mitte die Sonne, rechts der grüne Punkt ist die Erde

helioforecast.space/cme

HUXt (University of Reading, UK)

Fünf CMEs sind aufgelistet mit Trefferwahrscheinlichkeiten zwischen 1 und 19%, einer davon jedoch mit 80%, Ankunft 20.3. 05:00 MEZ +- 16 Stunden

Oben links die Geschwindigkeit des Sonnenwindes, darunter die Verteilung der Ankunftszeiten, darunter die Liste mit CMEs, die Potential haben, die Erde zu treffen bzw. zu streifen, rechts oben ein Querschnitt der Erdumlaufbahn um die Sonne mit Verteilung der CMEs (die Erde ist im Zentrum des Fadenkreuzes), rechts unten die Verteilung der Ankunftsgeschwindigkeiten

research.reading.ac.uk/met-spate/huxt-forecast/

MetOffice UK (MOSWOC)

Met Office sieht drei CMEs mit Potential die Erde zu treffen am 19.3., 20.3. und 21.3. und gibt eine 30-40%ige Chance für G1/G2 geomagnetisches Sturmlevel an (MINOR – MODERATE STORM). Im Enlil-Lauf spielt der Hintergrundwind eine Rolle: Die meisten CMEs werden dem Modell nach beschleunigt durch den schnellen Sonnenwind aus dem koronalen Loch CH23- im Südwesten oder CH24- im Nordosten, deshalb sind die Ankunftszeiten deutlich früher als im ELEVo-Modell.

Der Ensemble-Lauf zeigt ganz gute Chancen für einen oder mehrere milde Impacts, einige Läufe zeigen jedoch auch die Möglichkeit, dass uns überhaupt nichts trifft. Allerdings passt der berechnete Hintergrund-Sonnenwind nicht zum aktuell gemessenen (er ist tatsächlich gerade höher) – das erhöht die Unsicherheit der Vorhersage erheblich.

Das Ensemble mit 25 Läufen, oben Plasmadichte unten Geschwindigkeit

weather.metoffice.gov.uk/specialist-forecasts/space-weather

Zusammenfassung

Alles in allem bestehen gute Chancen auf ein paar Polarlichtnächte in Mitteleuropa (freie Sicht zum Nordhorizont) durch Vermischung von streifenden CMEs mit schnellem Sonnenwind. Insgesamt ist die Unsicherheit sehr groß, wann und ob etwas eintrifft und wie immer natürlich, ob die Bz-Komponente des interplanetaren Sonnenwindes ausreichend negativ (also südlich) ist.

Die Sonnenwind-Geschwindigkeit und Stärke des Magnetfelds steigen gerade deutlich, möglicherweise wegen der beginnenden Verbindung mit dem schnellen Sonnenwind aus CH23- (CIR, HSS) und Vermischung mit beschleunigtem Auswurfmaterial. Die Chancen auf Polarlicht steigen.

2025-03-19 – Polarlicht

Im Moment zeigt das interplanetare Magnetfeld eine südliche Tendenz, die Geschwindigkeit des Sonnenwindes liegt über 500 km/s. Da bereits gestern Nacht erhöhte Werte im Sonnenwind zu messen waren steigt die Wahrscheinlichkeit für Polarlicht-Sichtungen heute Nacht.

Auf der Kap-Arkona-Cam ist bereits diffuses Polarlicht auszumachen:

kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-03-19+20-10-00&r=5&z=109&tl=44

Eine Stunde später:

kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-03-19+21-10-00&r=2&z=100&tl=0

Sichtungen im AKM-Forum forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=62720

2025-03-19 – CME 0030z – Streamer Blowout CME + schneller Sonnenwind

Eine komplexe Eruption am frühen Morgen des 19.3. beginnend im zentralen Bereich der sichtbaren Sonnenscheibe (N05E05) im Umfeld des koronalen Lochs CH24- ist wahrscheinlich Auslöser des „Blowouts“. Der nach Nordosten (links oben) zeigende Streamer wurde instabil und produzierte einen CME – möglicherweise mit erdgerichteten Anteilen.

SDO AIA 211 Å + SOHO/LASCO C2 – Die Eruption ist im Zentrum zu sehen, anschließend verdunkeln sich große Bereiche – wahrscheinlich eine Vergrößerung des koronalen Loch CH24-. Weiteres Auswurfmaterial nach Westen/Nordwesten hat seien Ursprung wahrscheinlich auf der Rückseite.

Die Eruption vergrößerte das äquatornahe koronale Loch CH24-. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass der CME in den schnellen Sonnenwind (High-Speed-Stream) von CH24 eingebettet wird, der uns wohl um den 22.3./23.3. herum erreichen wird mit einer CIR (corotating interaction region). Da wir aller Voraussicht nach nicht direkt getroffen werden, werden sich die spürbaren Auswirkungen vermutlich in Grenzen halten. Die Kombination mit dem High-Speed-Stream kann aber durchaus für Überraschungen sorgen.

NASA M2M-Berechnung: Streifschuss am späten 22.3. (Samstag)
HUXt Ensemble: Streifschuss am frühen 22.3., Wahrscheinlichkeit für Treffer nur 5%

2025-03-20 – Doch eine Shockfront?

Steigende Werte am EPAM-Instrument des ACE-Satelliten am Lagrange-Punkt 1, das die Konzentration energetischer Protonen misst, deuten auf eine nahende Shockfront und demnach möglicherweise auf einen nahenden CME („Sonnensturm“) hin.

Allerdings ist das EPAM maximal ein Hinweis und keinesfalls eine todsichere Vorhersage.

Links im Bild die zwei Beulen nach unten in der Bz-Komponente des interplanetaren Magnetfelds gegen 17 und 19 UTC, die kurz nach 21 MEZ (20 UTC) einen kräftigen Substurm/Polarlicht ausgelöst haben – der Hp30-Index erreichte kurz Werte um 5 (G1 MINOR STORM), danach nahm die Aktivität aber schnell ab und es gab kein weiteres Aufleuchten der Aurora.

Ursache sind sehr wahrscheinlich CME-Fetzen oder „Blobs“ (Transienten) unbekannten Ursprungs in Kombination mit einem High-Speed-Stream, wahrscheinlich aus CH23-, der nun auch an Einfluss verliert.

raumwetter.de/echtzeitsonnenwind

Sehr wahrscheinlich wird es die nächsten Tage mit solchen kleineren oder auch größeren Störungen weitergehen. Die Wahrscheinlichkeit für sporadisches Polarlicht bleibt bis zum 23.3. erhöht. Die Möglichkeit, dass überhaupt nichts passiert besteht allerdings auch.

2025-03-21 – Heliospheric Imager zeigt Auswurf-Material

Der Heliospheric Imager HI-1 des STEREO-A-Satelliten hat gerade einen guten Blick auf die Achse Sonne-Erde. Leider ist die brauchbare Bildqualität immer erst nach ein paar Tagen verfügbar. Im folgenden Video vom 18.3. sind CMEs zu sehen, die sich relativ langsam Richtung Erde bewegen (Sonne rechts, Erde links). Ob sie ankommen? Im Sonnenwind tut sich zumindest gerade etwas. Gegen 0130Z erreichte uns ein schwacher Shock mit sprunghaftem Anstieg von Dichte, Geschwindigkeit, Temperatur und Magnetfeld.

Der Ausschnitt entspricht etwa einem Drittel der Entfernung Sonne-Erde. Es ist möglich, dass die Strukturen nur noch als „Brei“ bei uns ankommen

2023-03-21 – Kräftiger CME-Impact

17:00 MEZ – Im Sonnenwind ist eine CME-Ankunft zu erkennen – sehr wahrscheinlich ein Stapel multipler CMEs, die sich gegenseitig verdichten und ihr Magnetfeld gegenseitig verstärken – der Effekt wird möglicherweise noch verstärkt durch die nahende Interaction-Region des schnellen Sonnenwinds aus dem koronalen Loch CH24-. Die Plasmadichte gemessen am DSCOVR-Satelliten ist außerordentlich hoch mit ca. 70 p/cm3, die Geschwindigkeit relativ niedrig zwischen 380 und 440 km/s. Das interplanetare Magnetfeld hat im Moment eine Stärke von 21 nT und es sieht ein bisschen so aus, als würde es noch weiter expandieren.

Der DSCOVR-Satellit liefert ausnahmsweise brauchbare Daten (Quelle: NOAA/SWPC Real Time Solar Wind)

Äußerst ungünstig für die Entstehung von Polarlicht in den mittleren Breiten ist die bisher ausschließlich nördliche Polarität des interplanetaren Magnetfeldes (IMF), was eine Kopplung mit dem Erdmagnetfeld verhindert und die meiste Energie des „Sonnensturms“ wieder in den interplanetaren Raum entlässt.

Bisher lässt sich nicht einschätzen, ob und wann das IMF südlich polarisiert sein wird (Bz negativ) und somit das Aurora-Oval nach Süden wandern kann. Eine eindeutige Flux-Rope-Struktur lässt sich bisher nicht erkennen, das ist sicher in der Natur des Pfannkuchenstapels („pancaked“ CMEs) begründet  – somit bleibt sowohl die Variante Bz bleibt positiv (kein Mittelbreiten-Polarlicht) als auch Bz wandert ins Negative (Mittelbreiten-Polarlicht möglich) im Angebot.

Während ich diese Zeilen schreibe springt Bz am ACE-Satelliten ins Negative: -17 nT. ebenso By. Es sind also abrupte Sprünge im Magnetfeld, die wahrscheinlich so weiter gehen. Eine genaue Prognose ist bisher nicht möglich. In der Erwartung, dass Bz ein bisschen negativ bleibt verbleibe ich mit

Aurora Ahoi!

Nachtrag 19:00 – Nun war die Bz-Komponente wieder stark positiv (+31 nT) und ist im Moment moderat negativ … Der CME-Stapel scheint insgesamt eine nördliche Tendenz zu haben, bleibt jedoch unberechenbar und macht eine Polarlicht-Vorhersage unmöglich. Das Gesamtmagnetfeld Bt erreicht derweil 39 nT. Damit hat wohl niemand gerechnet.

Auf einigen Kameras des russischen Starvisor.net-Netzwerks ist Polarlicht bis 53°N zu sehen (stabiler grüner Bogen mit diffuser roter Aurora darüber).

Stark negatives By und leicht negatives Bz führt dennoch zu starker (extremer) magnetischer Konvektion: 283 kV (Cross Polar Cap Potential). Die Wahrscheinlichkeit für Mittelbreiten-Aurora / G3-Sturm steigt.

2025-03-21 – 20:25 MEZ – Aurora in D

Rügen: Kap Arkona 54°N 13°E 20:10 MEZ

kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-03-21+20-10-00&r=14&z=100&tl=1

Im Sauerland: Schmallenberg 51°N 8°E um 20:20 MEZ

sauerland.camera/?site=webcam&cam=grafschaft

Bei Berlin: Lindenberg/Falkenberg 52°N 14°E 20:20 MEZ

opendata.dwd.de/weather/webcam/Lindenberg-NNE

2021-03-21 – Erneutes Aufleben des Sturms in Aussicht

23:00 MEZ – Die kurzen Einbrüche von Bz ins Negative haben bis in die Alpen Polarlicht gebracht. Ein Rückfall in die nördliche Polarisation bewirkte jedoch ein Einschlafen der Aktivität.

Eindrücke aus Skandinavien. Die sehr hohe Plasmadichte sorgte für außerordentlich farbenfrohes Polarlicht, das zum Teil den ganzen Himmel bedeckte. hier zu sehen das Abklingen des ersten größeren Sturmphase.

Das interplanetare Magnetfeld ist jetzt etwas strukturierter:

Es sieht so aus, als hätte der momentan wirkende CME eine Nord-West-Süd-Flux-Rope-Struktur (N-W-S). Das würde bedeuten, dass wir in Kürze eine längere negative Bz-Phase bekommen könnten und dass das Gestürme wieder los geht. Da sich das interplanetare Magnetfeld bisher ungestüm gezeigt hat, ist das jedoch keinesfalls sicher. Wie auch immer ist bereits jetzt die Konvektion wieder bei fast 100kV – Nachschub aus dem All für den nächsten Substurm.

Mehr zum Thema Flux-Rope: helioforecast.space/cmebz

Das Space Weather Prediction Center in Boulder, Colorado gibt übrigens einen G2-Watch aus (Vorwarnung für Stufe 2 von 5 der geomagnetischen Sturm-Skala) gültig bis zum Ende des 22.3. Etwas spät vielleicht – aber der Sturm ist ja noch nicht vorbei. www.swpc.noaa.gov/news/moderate-g2-geomagnetic-storms-expected-21-22-march-2025

Neuester Beitrag

2025-03-22 – Geomagnetischer Sturm – G3 (STRONG)

  • Der Hp30-Index erreicht 7- zwischen 0200 UTC und 0230 UTC und damit das G3-Level
  • Ein weiterer interplanetarer Shock hat den Lagrange-Punkt 1 erreicht kurz nach 0200 UTC
  • Die Aurora hat nach Mitternacht nochmals farbenfroh aufgeleuchtet, Nachweis wieder bis in die Alpen, wo jedoch Wolken größtenteils die Beobachtung behindert haben. Das Polarlicht war vielerorts nur subvisuell, also nur mit der Kamera zu beobachten.

amrum.panomax.com/norddorf?t=2025-03-22+03-00-00&r=-24&z=63&tl=0

Nach 04:00 MEZ geht das Rot schon ins Violette / Pinke über, da die hochreichenden roten Strahlen bis in den bereits von der Sonne beschienenen Bereich reichen (rot vermischt mit blau)

amrum.panomax.com/nebel?t=2025-03-22+04-20-00&r=-8&z=100&tl=0

Polarlicht-Sichtungen im AKM-Forum forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=62723


🔥 Starker Impact am 22.3./23.3. möglich – siehe nächster Beitrag 🔥

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