Letztes Update: 2025-03-27 23:30

Ein am 23.3. erwarteter CME erwies sich als langsamer als angenommen und erreichte die Erde am frühen 24.3. Es bestehen weiterhin grundsätzlich erhöhte Chancen auf Polarlicht-Sichtungen in Mitteleuropa (Nordhorizont) durch CME-Einflüsse und Beginn des Einflusses eines großen koronalen Lochs (High-Speed-Stream aus CH25+).

CME = Koronaler Massenauswurf, engl. coronal mass ejection („Sonnensturm“)
High-Speed-Stream, HSS = Schneller Sonnenwind aus „koronalen Löchern“ (engl. coronal holes, CH)
CIR = Corotating Interaction Region, Front des High-Speed-Streams bei der schneller auf langsamen Sonnenwind trifft, häufig sind Shockfronten und eingebettete CMEs
CH = Coronal Hole, koronales Loch – dunkle Bereiche in der Sonnenkorona in einigen Wellenlängen mit „geöffneten“ Magnetfeldlinien, produzieren schnellen Sonnenwind

Inhalt

2025-03-21 – 1600z – Full Halo CME („Sonnensturm“ Richtung Erde) – G3 (STRONG STORM) möglich

Eine Filament-Eruption am Nachmittag des 21.3. in Verbindung mit einem M1.2 Long-Duration-Flare zentral auf der Sonnenscheibe produzierte einen schnellen CME (1200 km/s), optisch nicht sehr dicht, also vermutlich ohne besonders viel Material.

Er gerät wahrscheinlich in den High-Speed-Stream von CH24- (schneller Sonnenwind aus koronalem Loch), zu sehen unten im Video rechts von der Mitte mit seiner Corotating Interaction Region (CIR), der Bereich bei dem der schnelle auf langsamen Sonnenwind trifft.

Weiterhin wird die Ankunft der Shockfront des partiellen Halo-CMEs vom 19.3. (siehe vorheriger Beitrag) heute erwartet (22.3., Streifschuss, unsicher). Zudem gab es kleinere Eruptionen, die nicht in den Koronografen zu sehen waren, aber womöglich auch mit Material beitragen.

Differenz-Bildgebung der Sonne (SDO AIA EUV) mit Radiogramm und Flare-Kurve

Full Halo (auf uns gerichtete Shockfront) im SOHO-LASCO-C2-Koronografen:

SOHO-LASCO C2 Differenzbild-Analyse zeigt einen asymmetrischen Full-Halo – Der CME kommt direkt auf uns zu

NOAA/SWPC gibt einen G3-Watch für den 23.3. aus.

NOAA/SWPC sieht Impact zu UTC Mitternacht 23.3. 000UTC (nur ein CME im Modelllauf)

Met Office gibt einen G3-Watch aus, gültig vom 22.3. 21z bis 23.3. 23:59z und sieht eine 20%-ige Chance für G4 (SEVERE STORM)

MetOffice sieht den Impact etwas später am frühen 23.3. (mehrere CMEs im Modellauf)

Ensemble Lauf zeigt sehr hohe Chancen für einen starken Impact im Laufe des 23.3.

NASA berechnet eine Ankunft eher spät am 23.3.

HUXt liegt noch nicht vor.

Die Enlil-Läufe gehen vermutlich von synergistischen Effekten zwischen den Shockfronten und dem High-Speed-Stream aus CH24 aus. Die Prognose für G3+ basiert auch auf dem bereits stark gestörtem Erdmagnetfeld, das so empfindlicher auf weitere Störungen von außen reagiert und schneller in dem Sturm-Modus kommt.

Abhängig vom Eintreffzeitpunkt und der Nord-Süd-Orientierung des Magnetfeldes des CMEs bestehen also gute Chancen auf Polarlicht in Mitteleuropa entweder schon in der Nacht vom 22.3./23.3. oder am 23.3./24.3. Sicher ist das wie immer nicht, da relativ viele Annahmen getroffen werden.

Update 2025-03-23 15:00

Da der CME bis jetzt noch nicht eingetroffen ist, sinken die Chancen auf G3-Sturm. Umso später er eintrifft, umso schwächer wird der Impact sein.

HUXt Ensemble-Lauf mit 500 „Members“ ist jetzt da:

HUXt-Ensemble mit Angabe von Wahrscheinlichkeiten
research.reading.ac.uk/met-spate/huxt-forecast

Wir sehen eine relativ große Verteilung bei der Ankunftszeit: von jetzt bis morgen Mittag, erwartete Geschwindigkeiten zwischen 600 und 800 km/s, Wahrscheinlichkeit für Treffer sehr hoch mit 99,8% – hierzu ist jedoch anzumerken, dass keine Daten von STEREO zur Triangulation vorlagen und die Unsicherheit dadurch deutlich größer ist als hier berechnet.

Ein zweiter CME ist hier aufgeführt: Ein partieller Halo ist in LASCO C3 zu sehen ab ca. 1600 am 22.3. – Met Office schätzt, dass dieser von einer Eruption zentral auf der Sonnenscheibe stammt, NOAA, NASA und ich (Triangulation mit STEREO CAT) halten den Halo zu einem Rückseiten-Event zugehörig – also kein weiterer CME Richtung Erde.

Währenddessen steigen die Werte am EPAM-Instrument des ACE-Satelliten, was auf eine nahende Shockfront deutet:

Update 16:20: EPAM ist wieder „normal“. Die Daten waren wahrscheinlich fehlerhaft. Vielleicht kommt auch nichts mehr – oder nichts worüber es sich zu reden lohnt.

EPAM steigt
raumwetter.de/echtzeitsonnenwind/

2025-03-23 – 23:10 MEZ

Ein typisches Problem bei fehlender Triangulation mit STEREO A und Halo CMEs: Es ist nicht zu unterscheiden, ob es ein schmaler und sehr schneller oder breiter und sehr langsamer CME ist:

Quelle: Craig DeForest, Southwest Research Institute, presentation to workshop, April 12, 2022.
National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. 2022. Planning the Future Space Weather Operations and Research Infrastructure: Proceedings of the Phase II Workshop. Washington, DC: The National Academies Press. https://doi.org/10.17226/26712.

Hier ist wohl das letztere der Fall.

2023-03-24 – Impact um 00:17 UTC (1:17 MEZ)

Ein milder Shock mit kleinen Sprüngen bei Magnetfeld, Geschwindigkeit und Temperatur sowie anschließender Expansion des interplanetaren Magnetfeldes deuten auf die Ankunft von Auswurf-Material hin. Bz ist negativ also südlich. Es wird wohl nicht mehr reichen, um in dieser Rest-Nacht Aurora in MItteleuropa auszulösen, ob die Störung bis heute Abend anhält, bleibt abzuwarten.

swpc.noaa.gov/products/real-time-solar-wind

2025-03-24 – Koronales Loch CH25+

Vor 27 Tagen
aktuell

Es ist groß und hat am Äquator an Größe zugenommen. Der nördliche Teil ist etwas geschrumpft. Beim letzten Umlauf haben wir Sonnenwind-Geschwindigkeiten um 600 km/s bekommen, dieses Mal wird etwas mehr erwartet. Beginn des Einflusses vermutlich am 25.3. mit CIR (corotating interaction region) und SSBC (solar sector boundary crossing). Die Kombination ist dafür bekannt, Auswurfmaterial mit sich zu führen und zu verdichten und damit erhöhte Werte für Dichte, Geschwindigkeit und Magnetfeld zu erzeugen.

Das koronale Loch und damit sein schneller Sonnenwind (High-Speed-Stream) ist positiv polarisiert, was im Frühling sehr wahrscheinlich zu überwiegend nördlicher Polarität und damit geringer Geoeffektivität führt. Allerdings sind rund um das CH aktive Regionen verteilt, die mit Eruptionen die Situation interessanter machen können.

2025-03-24 – Space Weather Woman Forecast

Auf youtube von Dr. Tamitha Skov die aktuelle Vorhersage auf englisch (Tip: automatische Übersetzung der Untertitel einschalten) https://www.youtube.com/watch?v=dj-Y90V2LRA

2025-03-25 – Polarlicht bis in die Alpen (fotografisch)

21:40 MEZ

N47 E15 (Rax bei Wien) panomax.com/ottohaus?t=2025-03-25+21-40-00&r=1&z=236&tl=119

Nach mehreren Stunden moderat negativem Bz-Wert von durchschnittlich -7 nT entlud sich die beständige Konvektion in einem Substurm, der als Polarlicht bis 47°N nachweisbar war (ist). Grund ist vermutlich eine Kombination von Verdichtung von Auswurfmaterial (Transient/CME) mit der Front eines High-Speed-Streams (CIR).

Bisher (22:00) hält das Muster im interplanetaren Magnetfeld an, mit weiterer Aurora die nächsten Stunden kann also gerechnet werden.

1:50 MEZ (26.3.) raxalpe.panomax.com/ottohaus?t=2025-03-26+01-40-00&r=342&z=231&tl=92

2025-03-26 – Wildes interplanetares Magnetfeld

Gegen 0100 UTC springt Phi von negativ zu positiv: Sector Boundary Crossing (SBC), gegen 0630 UTC Sprünge in allen Parametern: Interplanetarer Shock, vermutlich die CIR (corotating interaction region) des koronalen Lochs CH25+, gegen 1100 UTC ein CME-Impact (koronaler Massenauswurf) vom Typ „stealth CME“, also ein getarnter CME, der zuvor nicht entdeckt wurde – häufig am Rande von koronalen Löchern – denn ein Magnetfeld über 20nT ist schwer nur allein auf eine CIR zurückzuführen. Zudem ist Phi wieder negativ, was auf eine weitere Struktur im Sonnenwind hinweist.

Sollte diese „Wildheit“ anhalten, bestehen heute Abend wieder gute Chancen auf Polarlicht in Mitteleuropa (Nordhorizont), letzte Nacht war es leider an den meisten Orten stark bewölkt oder bedeckt.

Neuester Beitrag

2025-03-26 – Polarlicht in Mitteleuropa

20:50 MEZ (19:50 UTC) Kap Arkona, Rügen N54 E13
kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-03-26+20-50-00&r=15&z=140&tl=188

21:10 MEZ (20:10 UTC) Lindenberg/Falkenberg b. Berlin N52 E14
opendata.dwd.de/weather/webcam/Lindenberg-NNE/

00:30 MEZ (23:30 UTC) Brocken, Harz
brocken.roundshot.com


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