Update 2025-04-13 14:30

Mäßiger Einfluss von schnellem Sonnenwind aus koronalen Löchern und aktive Regionen mit M-Klasse-Flares aber ohne koronale Massenauswürfe Richtung Erde

Inhalt

2025-04-04 – High-Speed-Stream – weiter G1 möglich

Das negativ polarisierte koronale Loch CH27- bringt schnellen Sonnenwind (High-Speed-Stream) um 600 km/s. Die zugehörige Corotaring Interaction Region (schneller Sonnenwind trifft auf langsamen Sonnenwind) und die vorlaufende Sector-Boundary-Crossing brachten und bringen erhöhte geomagnetische Aktivität und Polarlicht (größtenteils subvisuell). Kp5 / G1-MINOR-STORM wurde bereits gestern Nacht erreicht, mit weiteren Episoden von G1-MINOR-STORM ist heute und morgen zu rechnen.

NOAA/SWPC Enlil Vorhersage-Lauf, CIR = Corotating Interaction Region, HSS = High Speed Stream, CME = Coronal Mass Ejection (koronaler Massenauswurf, Sonnensturm)

2025-04-04 – Leichter CME-Streifschuss möglich (vom 3.4.)

Ein unscheinbarer, aber recht schneller koronaler Massenauswurf (CME) verließ die Sonne am frühen 3.4. gegen 0400 UTC. Die Hauptmasse wird die Erde südlich verpassen, leichte Streifschuss-Einflüsse sind vielleicht am späten 5.4./frühen 6.4. zu messen. Er kann die Auswirkungen des schnellen Sonnenwinds auf die Erde verstärken.

Da der Server, der die scharfen SDO-Satellitenbilder liefert für einen halben Tag down war, gibt es hier nur unscharfe GEOS-SUVI-Bilder (304 Angström Differenzbild). Zu sehen ein kurzes Aufleuchten im zentralen Süden und anschließend Dimming (Dunklerwerden) im Osten (links) davon, was auf eine nach Osten abgelenkte Eruption hinweist. Die Ursprungsregion ist 4045

2024-04-04 – Mondaufgänge Berlin

Der Mond hat bereits wieder 42% Helligkeit erreicht und scheint den Großteil der Nacht hindurch. Für schöne Aurora-Fotos muss das Polarlicht also dementsprechend hell sein.

In 9 Tagen am 13.4. ist Vollmond. Bis dahin ist der Mondaufgang bereits vor Beginn der Abend-Dämmerung.

Monduntergang heute Nacht 5.4. 4:11 MESZ, morgen Nacht 6.4. 4:42 MESZ, übermorgen Nacht 7.4. 5:03 MESZ, ab dann ist der Monduntergang erst nach der Morgen-Dämmerung.

Erst ab dem 14.4. gibt es am Abend wieder eine mondfreie Zeit, Mondaufgang ist dann 22:12 MESZ, Monduntergang wie die Tage zuvor nach der Morgendämmerung.

2024-04-04 – Aurora-Aktivität

Substurm I

22:45 MESZ – Schwaches Polarlicht mit Strahlen fotografiert in Büdelsdorf buedelsdorfwetter.de/weewx/belchertown/ -> Nordcam, Warnemünde (IAP) www.iap-kborn.de/index.php?id=588

23:00 MESZ – Die Bz-Komponente im Sonnenwind ist moderat negativ bei knapp -10 nT, Geschwindigkeit hoch bei knapp 600 km/s, die magnetische Konvektion hoch: Boyle-Index bei 130 kV im Moment (hoch), der Polar Cap Magnetic Index bei 5,5 mV/m (hoch), Newell Coupling bei knapp 5 (hoch), AE-Index bei 1000 nT (hoch)

Ein starker Substurm entwickelt sich gerade, die Wahrscheinlichkeit für Polarlicht am Nordhorizont steigt.

Substurm II ohne rotes Polarlicht

01:00 MESZ – Das Aurora Oval rückte sehr weit nach Süden bis 61°N, Südnorwegen. Jedoch brachte der Substurm hauptsächlich grünes Polarlicht niedrigerer Höhen – typisch für High-Speed-Streams koronaler Löcher. Der zweite größere Substurm der Nacht geht nun in die Recovery-Phase. Ob es noch einen dritten und dann mit farbigen Strahlen geben wird, wer weiß…

In Leirvassbu, Südnorwegen ist gut zu sehen, wie der grüne Bogen des Ovals nach Süden wandert. hier steht er beinah im Zenit gegen 00:30 MESZ / 22:30 UTC bei 61°N. Auch zu sehen das Fehlen irgendwelcher anderer Farben als grün.

leirvassbu.panomax.com?t=2025-04-05+00-30-00&r=325&z=96&tl=2

Schon im abklingenden Substurm: Rx-Index vom Tromsø Geophysikalisches Observatorium zeigt maximale Aktivität bei 64°N (00:53 MESZ), ROTI vom TGO zeigt maximale Aktivität in Mittelnorwegen (um 00:55 MESZ), ROTI vom IMPC Neustrelitz (DLR) zeigt Aktivität in Südnorwegen … und doch war in Mitteleuropa nur wenig zu sehen. Mond und diesige Cirrus-Wolken wirken wie Milchglas.

Substurm III – ein paar Strahlen, erst rot – dann blau

01:50 MESZ – Substorm-Growth – Ein grüner Bogen in der Milch

amrum.panomax.com/nebel?t=2025-04-05+01-50-00&r=350&z=335&tl=68

Substorm-Onset – Mondige Milch und ein strahlenloser grüner Bogen mit schärfer werdender Kante in Südnorwegen:

yr.no Webcams

02:20 MESZ — Substurm-Expansion – Ein bisschen Farbe in den Alpen

raxalpe.panomax.com/ottohaus?t=2025-04-05+02-20-00&r=18&z=214&tl=-10

und auf dem Brocken

brocken.roundshot.com/public/#

03:00 MESZ – Substorm-Recovery – Blaue Strahlen

Farsund, Norwegen (58°N, 6.8°E), gegen 03:00 MESZ / 01:00 UTC
www.yr.no/en/other-conditions/1-503992/Norway/Agder/Farsund/Farsund%20kommune
nachbearbeitet

Substurm IV – blau-violettes Polarlicht

04:40 MESZ / 02:40 UTC

amrum.panomax.com/nebel?t=2025-04-05+04-40-00&r=16&z=100&tl=0

alpspix.panomax.com?t=2025-04-05+04-50-00&r=51&z=100&tl=0

Aus der Nähe:

Flekkefjord, N58 E06, Südnorwegen, YR.no Webcam gegen 0300 UTC / 0500 MESZ

2025-04-05 – Mehr Aurora

23:50 MESZ – Weiter geht es mit (schwachem) Polarlicht in Mitteleuropa, bereits zur Dämmerung gab es den ersten kleinen Substurm, den zweiten kurz nach 22 MESZ (20 UTC) und gerade jetzt (23:50MESZ/21:50Z) einen:

Lindenberg/Falkenberg bei Berlin

Vitt auf Rügen, 00:00 MESZ

0120 UTC, 0320 MESZ: Lindenberg/Falkenberg bei Berlin mit reichlich Lichtverschmutzung

2025-04-06 – Schneller Sonnenwind + Ausblick

01:00 MESZ

Bis 0900 UTC ist ACE der aktive Satellit, ab 1030 DSCOVR – ab etwa 1600Z sehen wir ein aufgeräumtes Magnetfeld – möglicherweise Auswirkungen des angekündigten Streifschusses/nahen Vorbeizugs eines CMEs

Das NOAA/SWPC Real-Time-Space-Weather Datenprodukt beinhaltet die Daten jeweils eines aktiven Satelliten: ACE oder DSCOVR. Aufgrund von Aussetzern bei ACE wurde auf DSCOVR umgeschaltet. Wir haben momentan eine sehr geringe Plasmadichte, damit hat DSCOVR große Probleme und die Messwerte sind relativ unbrauchbar. Wir sehen eine Geschwindigkeit um 700 km/s vor dem Umschalten, um 550 km/s nach dem Umschalten. Zum Glück gibt es noch mehr Satelliten am Lagrange-Punkt 1, zum Beispiel SOHO, der mit den Koronografen C2 und C3. SOHO MTOF misst augenblicklich 600-650 km/s und bestätigt die bis 750 km/s am frühen Morgen.

Wir sehen, dass der Einfluss des High-Speed-Streams (der schnelle Sonnenwind) vom koronalen Loch CH27- langsam abnimmt. Für die erste Hälfte des 6.4. erwarte ich noch erhöhte geomagnetische Aktivität mit bis zu G2 MODERATE STORM und dann abnehmende Aktivität.

Nach einer kurzen Pause werden wieder High-Speed-Streams mit Interaction Regions (CIRs) übernehmen – vielleicht schon morgen – denn es sind viele weitere koronale Löcher zu sehen, die demnächst geoeffektiv werden. Ob die Auswirkungen wieder bis G2 MODERATE STORM gehen, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich eher nicht. Die meiste Action passiert in der Regel zusammen mit der Sector-Boundary-Crossing, wenn das Magnetfeld von AWAY (weg von der Sonne) zu TOWARDS (hin zur Sonne) und umgekehrt wechselt und die nächste ist noch weit, alle koronalen Löcher sind im gleichen negativen Sektor.

Die benummerten aktiven Sonnenflecken-Regionen sind allesamt recht ruhig, Region 4048 hat kürzlich einen M1-Flare produziert, aber vermutlich keinen CME. Durch die Lage der aktiven Region in der Nähe der koronalen Löcher sind jedoch unbemerkte „Stealth-CMEs“ durchaus möglich.

2025-04-06 – Das große Fragezeichen

Wie geht es weiter? Die Sonne weiß es auch nicht und zeigt dies mit einem großen Fragezeichen.

66 Stunden Sonnen-Korona

Wir sehen im Südosten (links unten) – später im Zentrum – zwischen den beiden größeren koronalen Löchern die neue aktive Region 4054 wachsen und sind gespannt, wie sie sich weiter entwickelt. Fragen wir die Sonne, antwortet sie auch hier mit einem großen Fragezeichen. Das gleiche gilt für die Frage, ob die kleinen koronalen Löcher links vom Fragezeichen geoeffektiv werden und wenn ja wie sehr?

2025-04-07 – Wieder ein bisschen Aurora

Noch immer befinden wir uns im ausklingenden High-Speed-Stream von CH27-. Eine Periode mit südlich orientiertem interplanetaren Magnetfeld hat einen Substurm ausgelöst mit schwachem Polarlicht sichtbar auf der DWD Webcam Lindenberg/Falkenberg bei Berlin 22:20 MESZ / 20:20 UTC

2025-04-08 – Stream Interaction Region wird geoeffektiv

15:30 MESZ – Die mutmaßliche Stream Interaction Region (SIR/CIR Lexikon: HSS, CIR (schneller Sonnenwind)) des koronalen Lochs CH30- (oder bereits CH31- ?) bringt ein moderat erweitertes Magnetfeld mit – im Moment Bz -11 nT. In der Natur der Sache begründet muss mit einer starken Fluktuation zwischen Nord und Süd gerechnet werden. Da die Ionosphäre bereits durch den letzten High-Speed-Stream im aktiven Modus ist, kann heute Abend unter Umständen wieder mit Polarlicht in Mitteleuropa (Nordhorizont) gerechnet werden, falls weitere südliche Episoden folgen (Bz negativ).

Der schnelle Sonnenwind aus dem koronalen Loch CH30- (oder bereits CH31- ?) trifft auf den langsamen Sonnenwind aus der Zone mit hellen Regionen, dabei kommt es zur Verdichtung von Materie (v.a. Protonen) und Magnetfeld – eine Stream Interaction Region wird erzeugt (SIR), existiert die SIR immer noch beim nächsten Umlauf wird sie CIR genannt (Corotating Interaction Region). CH29- und CH30- existierten bereits beim letzten Umlauf vor 27 Tagen, CH31 ist neu.
Rechts unten das koronale Loch CH31, nordöstlich davon zentral im Bild ein U-förmiges Filament, von dem sich Teile Ablösen und in den High-Speed-Stream des koronalen Lochs geraten – ein möglicher „Stealth-CME“ – Tarnkappen-Koronaler-Massenauswurf – entstand eventuell dabei. Zudem wird das ganze südliche Filament angehoben und bietet so Voraussetzungen für eine Filament-Eruption.

Nachtrag 22:50 MESZ: Das Filament hat sich inzwischen aufgelöst. Wahrscheinlich wurde es eingesaugt.

In zwei bis drei Tagen könnte dann das koronale Loch CH29- geoeffektiv werden mit CIR und schnellem Sonnenwind.

Reverse Shock

23:30 MESZ – Ein „reverse shock“ gegen 1830 UTC / 20:30 MESZ, also ein umgekehrter Shock, bei dem die Sonnenwind-Parameter kurz gegen Null gehen (Btotal am ACE-Satelliten kurzzeitig 1 nT) um dann schnell wieder erhöht zu sein ließ die Magnetometer am Boden zappeln. Der Hp30-Index erreichte G2-Stärke (Hp 5.667, MODERATE STORM) von 2030 UTC – 2100 UTC (22:30 MESZ – 23:00 MESZ), Polarlicht-Apps gaben Warnungen aus aber Polarlicht gab es keins zu sehen, das bestätigen Webcams und auch ROTI, ein Index mit dem die Änderung des Elektronengehalts der Ionosphäre gemessen wird und der ein Indiz für Polarlichtaktivität ist. Bleibt die ROTI-Karte grün ist es fast sicher, dass keine bedeutende Polarlicht-Aktivität besteht, auch wenn Magnetometer etwas anderes vermuten lassen.

Reverse Shocks sind häufig auf der Rückseite von Stream-Interaction-Regions zu beobachten.

2025-04-10 – High-Speed-Stream ab 11.4. (unsicher)

Ab 11.4., vielleicht schon heute, steigen die Chancen für eine neue Verbindung mit einem High-Speed-Stream, CH31 oder CH29, SIR/CIR inbegriffen – eventuell vermischt mit leichten CME-Einflüssen. G1 MINOR STORM, kurz auch G2 MODERATE STORM scheinen wieder möglich. Die Wahrscheinlichkeit für Polarlicht-Sichtungen steigt dann wieder, die Unsicherheit über Zeitpunkt und Stärke der Störung ist jedoch hoch. Davon abgesehen ist die Sonne ruhig, hier und da eine Filament-Eruption – sie dümpelt ohne Highlights vor sich hin.

Der Mond ist fast voll, sehr hell und wird das potentielle Vergnügen des Polarlicht-Hinterherjagens schmälern.

2025-04-12 – Die Sonne wird aktiver

Die Verbindung mit dem High-Speed-Stream aus CH31 ist/war nur mäßig stark ausgeprägt, eventuelles Polarlicht war wegen des Quasi-Vollmonds in Mitteleuropa nicht sichtbar.

Das koronale Loch CH29 ist geschrumpft und der zugehörige Stream recht weit südlich. wie stark die Kopplung sein wird ist nicht ganz klar, die Streams von CH31 und CH29 werden wohl ineinander übergehen und die geomagnetische Aktivität weiter zwischen „UNSETTLED“, „ACTIVE“ und „MINOR STORM“ pendeln.

SDO AIA 211, 195 und 171 Angström mit GOES Röntgen-Fluss

Zwei aktive Sonnenflecken-Regionen im Nordwesten (rechts oben) mit Wachstum und zunehmender Aktivität: 4055 und 4058. Die größere von beiden 4055 bescherte uns einige M-Klasse-Flares jedoch anscheinend ohne bisher einen CME zu produzieren. Die Regionen scheinen auch magnetisch „im Käfig“ zu sein, sodass eventuelle Eruptionen mit Material die Tendenz haben, gleich wieder komplett auf die Sonne zurückzufallen.

SOHO LASCO C2 Koronograf und SDO AIA 211, 195 und 171 Angström Base-Difference-Bild

Wir sehen einige nicht erdgerichtete CMEs im Koronografen, das Base-Differenz-Bild bestätigt die erdfernen Ursprünge nahe oder hinter dem Rand der Sonnenscheibe.

Allein aufgrund ihrer Position ist es unwahrscheinlich, dass Region 4055 noch einen erdgerichteten CME produzieren wird. Vielleicht wird von den vielen sichtbaren Filamenten noch eines instabil und produziert einen einigermaßen erdgerichteten CME – aber das ist reine Spekulation.

Im Osten wandert eine mäßig aktive Region ins Blickfeld, sie zeigt im Moment kein Wachstum oder Zunahme der magnetischen Komplexität. Im Zentrum befinden sich positiv polarisierte koronale Löcher, die in ein paar Tagen geoeffektiv werden könnten. Bei einer Kopplung kann es hier anfangs erhöhte geomagnetische Aktivität geben (Stream Interaction Region kombiniert mit Sector Boundary Crossing).

2024-04-12 – Entwicklung von AR 4055 und 4058

SDO HMI Magnetogramm und Kontinuum von 2025-04-08 0900z bis 2025-04-12 1500z

Die beiden Regionen zeigen seit vier Tagen kontinuierliche Entwicklung, Zunahme von Größe und Komplexität. Die südliche 4058 ist maßgeblich für die Produktion der M-Klasse-Flares der letzten 24 Stunden verantwortlich. Eine langsam steigende Tendenz der Stärke der Flares lässt einen X-Flare in naher Zukunft nicht unmöglich erscheinen. Mit erdgerichteten CMEs ist jedoch kaum zu rechnen, da bisher beide Regionen nicht produktiv in dieser Hinsicht waren und durch die Nähe zum westlichen Rand die Erde auch immer mehr außer Schussweite gerät. Nur ein sehr breiter oder stark nach Osten abgelenkter CME könnte uns noch streifen.

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2024-04-12 – Kurzer Substurm

Gegen 23:10 MESZ (2110 UTC) gab es ein paar rote Strahlen auf ein paar Webcams nördlich von 53°N, in Südschweden 58°N gab es auch ein grünes mäanderndes Band zu sehen.


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