Update: 2025-04-29 14:00 MESZ (Hinweis)

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2025-04-20 – Synoptik: Großes koronales Loch bringt schnellen Sonnenwind

SDO AIA Komposit 211 193 171 Ångström – Synoptische Karte mit aktiven Regionen, koronalen Löchern und Filamenten

Auf der synoptischen Karte zu sehen sind einige aktive Regionen ohne großes Wachstum oder Dynamik. Die zuletzt registrierten stärkeren Flares kamen vom östlichen Rand, an dem möglicherweise demnächst eine aktive Region mit dem Potential weitere Flares und auch CMEs zu produzieren ins Sichtfeld rotiert.

Das markanteste Merkmal der Sonnenkorona in den Wellenlängen 21,1 nm (211 Å) und 19,3 nm (193 Å) ist das äußerst große positiv polarisierte koronale Loch CH34, verbunden mit CH37.

CH34+ brachte beim letzten Umlauf Geschwindigkeiten von 800 km/s und geomagnetische Aktivität bis G2 MODERATE STORM Level (bezogen auf Kp-Wert). Das wird auch dieses Mal erwartet. Das Einsetzen des High-Speed-Streams und damit erhöhte geomagnetische Aktivität und vielleicht auch etwas Polarlicht in Mitteleuropa (Nordhorizont) wird am 21.4. (MOSWOC) bzw. am 22.4. (NOAA/SWPC) erwartet. Für den 22.4. (UTC-Tag) gibt NOAA/SWPC einen G2-Watch aus.

Alte Vorhersage für CH25+ (jetzt CH34+)
☞ Artikel 2025-03-22 – Sonnenaktivität + Vorhersage
☞ Abschnitt 2025-03-24 – Koronales Loch CH25+

2025-04-20 – Polarlicht-Sichtungen Nacht vom 19.4./20.4.

DWD-Wetterwebcam Lindenberg/Falkenberg bei Berlin fotografierte um 00:10 MESZ / 2210 UTC schöne rot-magenta Polarlicht-Säulen

Eine dem High-Speed-Stream vorauslaufende Störung – wahrscheinlich ein Sector Boundary Crossing mit leichten CME-Einflüssen – brachte in der Nacht vom 19.4. auf den 20.4. etwas überraschend erhöhte geomagnetische Aktivität (DST unter -50 nT, Hp30 bis G2 MODERATE STORM) mit Polarlicht-Sichtungen in Mitteleuropa dank länger anhaltenden negativen Bz-Werten am L1 (Lagrange-Punkt 1, DSCOVR/ACE-Satelliten).

Auch in den niederösterreichischen Alpen war es nachweisbar. Hier Rax/Ottohaus um 00:10 MESZ
/raxalpe.panomax.com/ottohaus?t=2025-04-19+23-40-00&r=345&z=180&tl=96

Weitere Sichtungen im AKM-Forum: Polarlicht 2025-04-19/20 (beim Posten von Fotos bitte immer genauen Standort, Uhrzeit und Sichtbarkeit angeben, Verwendung von Pseudonymen wird dort beargwöhnt)

2025-04-20 – Polarlicht-Sichtungen Nacht vom 20.4./21.4.

22:00 MESZ – Die momentane Erweiterung (20.4. 22:00 MESZ) des interplanetaren Magnetfeldes auf 12 nT mit starkem Anstieg der Plasmadichte (> 30 p/cm3) deutet auf die Passage einer Stream Interaction Region (SIR) bzw. Corotating Interaction Region (CIR) hin und könnte in dieser Nacht erneut für erhöhte geomagnetische Aktivität und Mittelbreiten-Polarlicht sorgen.

23:00 MESZ – Und schon ist es wieder so weit:

DWD-Wetterwebcam Lindenberg/Falkenberg bei Berlin bei schwieriger Bewölkung um 22:50 MESZ
Etwas unscharf im Dunst und lichtverschmutzt am Kap Arkona auf Rügen um 22:50 MESZ
kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-04-20+22-50-00&r=4&z=100&tl=0

Sichtungen im AKM-Forum: Polarlicht 2025-04-20/21

2025-04-21 – High-Speed-Stream ist eingetroffen

Space Weather Timeline: B = interplanetares Magnetfeld – Flussdichte in Nanotesla, T = Plasmatemperatur des Sonnenwindes in K, N = Plasmadichte (Protonendichte) in p/cm3, V = Geschwindigkeit des Sonnenwindes in km/s – genaue Beschreibung hier: Sonnenwind Echtzeitdaten

14:00 MESZ – Der schnelle Sonnenwind aus dem koronalen Loch CH34+ ist eingetroffen (High-Speed-Stream, HSS). Zuvor waren wir im Einfluss der Corotating Interaction Region (CIR), bei der der schnelle Sonnenwind auf langsamen Sonnenwind trifft und dabei Plasma und Magnetfeld verdichtet. Am Anfang der Timeline habe ich eine Sector Boundary Crossing eingezeichnet (SBC), bei der die Polarität des interplanetaren Magnetfeldes von negativ zu positiv gewechselt hat. Dabei haben wir die sehr dünne heliosphärische Stromschicht (HCS) passiert, die sich zwischen den beiden aufeinander treffenden Magnetfeldpolaritäten bildet und nicht selten Auswurfmaterial („Ejecta“) transportiert und gelegentlich auch für Mittelbreiten-Aurora sorgen kann.

Ob der High-Speed-Stream heute Nacht für Mittelbreiten-Aurora sorgen kann, muss sich noch zeigen. Es hängt stark von der Entwicklung des Magnetfeldes ab: Nimmt es deutlich an Stärke (eigtl. Flussdichte) ab und ist Bz nur manchmal ein bisschen negativ wird es vielleicht eher nichts. Allerdings reichen bei 800 km/s auch schon kurze, nicht sehr starke negative Episoden um einen Effekt auszulösen.

2025-04-21 – Gute Chancen auf Polarlicht in Mitteleuropa

21:00 MESZ – Im Moment sieht es im Allgemeinen ganz gut aus, was Chancen auf Polarlicht-Sichtungen in Mitteleuropa betrifft. Die magnetische Konvektion erreicht immer mal wieder hohe Werte über 120 kV (Boyle-Index, hoch), gemitteltes Newell-Coupling liegt bei 3 (mittel) mit Spitzen über 5 (hoch), das Gesamtmagnetfeld leicht über 10 nT, immer wieder negative Bz-Phasen bis -7 nT kombiniert mit einer konstant hohen Geschwindigkeit bei etwa 700 km/s und eine „vorgewärmte“ Ionosphäre sollten gelegentliche Substurm-Aktivität mit aufleuchtender Aurora und fotografischer Nachweisbarkeit bis südlich von 50°N zulassen.

22:00 MESZ – Aurora Ahoi! Diffus violett in Oybin im Zittauer Gebirge (50°N 14°E, 750 mÜNN) um 2000 UTC noch mit Dämmerung vermischt. Der erste kräftige Substurm kam leider noch in der Dämmerung, nun ist Bz positiv und bis zum nächsten Schwenk für den nächsten Substurm kann es noch ein bisschen dauern.

www.terra-hd.de/hochwald/

Polarlichtsichtungen im AKM-Forum: Polarlicht 2025-04-21/22

2025-04-22 – Zweiter Substorm letzte Nacht: Leider nein, leider gar nicht…

21:00 MESZ – Nach dem kräftigen Substurm, der für prächtiges Aurora-Erleben leider etwa eine halbe bis eine Stunde zu früh kam gab es keinen zweiten solchen mehr, da das interplanetare Magnetfeld auf Nord schwenkte und dort größtenteils blieb – zudem nahm die Stärke ab auf Hintergrundniveau (jetzt unter 5 nT). Auf Aurora darf man nun vor allem noch am Polarkreis hoffen.

Der High-Speed-Stream wird uns wohl noch erhalten bleiben, das Magnetfeld wird wohl nicht mehr stark expandieren. Zudem ist das koronale Loch positiv polarisiert – im Frühling heißt das Bz überwiegend positiv, also nördlich – also kein oder kaum Aurora bei uns.

22:30 MESZ – Update: Ein kleiner Schwenk nach Süden bei Bz am L1 erhöht die Chance auf einen Mittelbreiten-Substurm gerade etwas

23:20 MESZ – Diffus violett auf Amrum amrum.panomax.com/nebel?t=2025-04-22+23-10-00&r=16&z=100&tl=0

Links diffus violett glimmende Aurora – Hinweis auf Substorm Growth (Vorphase) oder Recovery (Nachphase) – Rechts Übergang ins grüne Airglow
Aurora, Lichtverschmutzung und Airglow – so bunt gehts nur digital

Beim diffusen Glimmen blieb es dann auch, die Aurora fadete langsam aus.

2025-04-22 – CME im koronalen Loch – Impact oder Streifschuss am 24.4. (23.4. – 25.4.) möglich – sehr unsicher

22:00 MESZ – Region AR 4065 mitten im großen koronalen Loch CH34+ verschwand heute kurz und füllte sich dann wieder auf. Grund: Eine erste Eruption der Region destabilisierte den gesamten Bereich, der kurz darauf als ganzes abhob und nun als (Doppel-)CME Richtung Süden und etwas Richtung Erde unterwegs ist.

SDO AIA 171 193 211 Komposit Base Difference zeigt eindrucksvoll das Dimming und zwei weitere Eruptionen am östlichen und westlichen Rand. Auch vom CME im Nordosten könnten wir ein kleines bisschen was abbekommen, aber das ist ungewiss, der CME sieht schwächlich aus, verpufft optisch in SOHO LASCO C3 und ist auch sehr langsam (unter 300 km/s). Die Eruption im Westen ist rückseitig.

Die Eruption als Kunstwerk:

Nahaufnahme zeigt die wilde Aktion mitten im koronalen Loch und vorübergehendes Verschwinden des gesamten plasmabefüllten Bereichs der aktiven Region 4065.

Zwei CMEs:

SOHO LASCO C3 Running Difference zeigt, dass es tatsächlich zwei CMEs sind: einer nach Süden und ein weiterer nach Südosten kurz darauf. Das deckt sich mit der Beobachtung der Doppeleruption.

Modellläufe

Der CME war schnell mit ca. 1500 km/s Startgeschwindigkeit, er wird jedoch vom High-Speed-Stream stark abgebremst (maximale Geschwindigkeit etwas über 800 km/s in dessen Zentrum)

NASA M2M Enlil Geschwindigkeit – Blase mit sehr schnellem Sonnenwind zu sehen im mittleren Diagramm
NASA M2M Enlil Plasmadichte – nicht sehr dicht scheint der CME zu sein

22:00 MESZUpdate 2025-04-23 16:20 MESZ – NASA M2M berechnet einen milden Streifschuss am 24.4. Mittags (G0 – G2) – dieser Modelloutput ist jedoch mit sehr großer Unsicherheit behaftet, da Zugbahn und Geschwindigkeit des CMEs maßgeblich vom umgebenden schnellen Sonnenwind beeinflusst wird. NASAs Enlil erfasst den High-Speed-Stream nicht ganz exakt. Die Frage ist, wie sehr sich der CME unabhängig bewegen kann oder wie sehr er Teil des High-Speed-Streams wird. Im ersten Fall ist mit einem frühen und starken Impact zu rechnen (23.4.), im letzteren könnte der CME sogar komplett vom High-Speed-Stream absorbiert werden und wir würden keine messbaren Auswirkungen spüren (südlicher Vorbeizug einer Blase sehr schnellen Sonnenwinds am 25.4.).

Enlil vom Met Office UK Space Weather Operations Center MOSWOC berechnet ebenfalls einen südlichen Vorbeimarsch, von 25 Ensemble-Members zeigen wenige einen milden Streifschuss am 24.5./25.4.

SWPC veröffentlicht keinen Modelllauf, da der CME darin nicht zu sehen war. Auch kaum zu sehen ist er im MOSWOC Enlil, lediglich das experimentelle SWIFT-Ensemble vom GFZ Potsdam zeigt einen CME mit Impact am frühen 24.4., hat aber den High-Speed-Stream auch nicht korrekt erfasst (unterschätzt). Bei ELEVo vom ASWO Graz wird ein Impact am 23.4. berechnet, allerdings blendet das Drag-basierte Modell den Hintergrund-Sonnenwind komplett aus.

STEREO A Heliospheric Imager 1 running difference 1317 UTC
STEREO A Heliospheric Imager 1 running difference 1517 UTC

Der Heliospheric Imager 1 von STEREO A zeigt die Seitenansicht der Achse Sonne-Erde und scheint zunächst einen deutlich nach Süden gerichteten CME zu bestätigen. Es könnte aber durchaus noch eine Bewegung nach Norden – also weiter Richtung Erde – geben, da von hinten das koronale Loch bläst. (Hätte ich den letzten Satz nochmals umformulieren sollen?). Auf späteren Frames ist der CME kaum noch auszumachen.

HUXt CME Ensemble mit 500 Members sieht kaum Chancen für einen Treffer

2025-04-23 04:00 MESZ – Das englische HUXt-Modell berechnet mit seinen 500 Ensemble-Läufen nur eine Chance von 2,4 % für einen Treffer, die Ankunftszeit wäre hier sogar noch später (am 25.4.).

2025-04-23 16:30 MESZ – Im neusten Lauf taucht gar kein CME mehr auf, da der CME den Berechnungen nach noch südlicher zieht.

☞ Warten wir also ab, ob was ankommt und wenn ja wie viel.

2050-04-23 20:00 MESZIPS Tomographie zeigt tatsächlich eine nach Norden abgelenkte Plasmawolke (bzw. eine Doppelwolke, die dem Doppel-CME entspricht) – ein Streifschuss ist demnach nach wie vor nicht auszuschließen.

3D-Ansicht – die Erde blau
X,Z-Schnitt Achse Sonne-Erde, Sonne in der Mitte, Erde rechts

2025-04-24 – CME Impact

09:00 MESZ – Um 0612 UTC (08:12 MESZ) erreichte den Lagrange-Punkt 1 eine interplanetare Shockfront, die als Ankunft des CMEs interpretiert werden darf.

Der geringe Ausschlag von Bz (orange) im Verhältnis zu Bt (grau) und der starke Ausschlag von By (blau), der fast Bt entspricht zeigt, dass wir uns nur in der Nähe des CMEs befinden und er nur an uns kratzt. Die Beschreibung „milder Streifschuss“ passt hier bisher am besten. Warten wir ab, wie es sich entwickelt und ob heute Abend noch etwas übrig ist.

2025-04-25 – Erneute Verbindung mit CH34 High-Speed-Stream

Der Einfluss des CMEs bleib schwach, die spätere Orientierung des Magnetfeldes blieb vor allem nördlich. Am Wochenende ist eine erneute Verbindung mit dem High-Speed-Stream des koronalen Lochs CH34 möglich mit CIR/SIR am Samstag und schnellem Sonnenwind am Sonntag. Am Samstag ist demnach mit leicht erhöhter geomagnetischer Aktivität und vielleicht auch etwas Polarlicht am Nordhorizont zu rechnen.

Weitere CMEs sind im Moment nicht in der Pipeline, die Sonne im Großen und Ganzen ruhig, das interplanetare Magnetfeld weiter positiv orientiert und damit im Frühling eher ungünstig für Geoeffektivität des Sonnenwinds.

2025-04-25 – Große Aktive Region auf der Rückseite

Die ehemalige Region 4055 raumwetter.de/2025-04-04-sonnenaktivitaet-vorhersage/#20240412-entwicklung-von-ar-4055-und-4058 scheint weiter an Größe an magnetischer Aktivität zugenommen zu haben. Sie wird in einigen Tagen ins Sichtfeld rotieren.

SDO Helioseismologie zeigt einen großen schwarzen Fleck auf der Rückseite – ein sehr starkes Magnetfeld wird hier angedeutet
Noch vor einigen Tagen war der Fleck bei 240° sehr klein, magnetisch scheint also viel passiert zu sein seit dem
Solar Orbiter auf der Sonnenrückseite mit EUI 174 Angström sowie SDO AIA Komposit von der erdzugewandten Seite zeigt die Entwicklung beim Carrington-Längengrad 240

2025-04-28 – Ruhige Sonne, leicht unruhiges Erdmagnetfeld

03:00 MESZ: In wenigen Tagen könnte das langgezogene negativ polarisierte transäquatoriale koronale Loch östlich des Null-Meridians geoeffektiv werden, dann wieder mit allem Pipapo: Sector Boundary Crossing, Stream Interaction Region und High-Speed-Stream und bestimmt auch etwas Polarlicht.

Komposit aus SDO AIA 171, 193, 211 und 131 Angström sowie HMI Magnetogramm zeigt eine ruhige Sonne mit überschaubarer Komplexität des Magnetfeldes und leichter Flare-Tätigkeit am östlichen und westlichen Rand. Demnächst wird am nordöstlichen Rand (links) eine flarende Region ins Sichtfeld rotieren (Ex AR4055), jedoch hat sie bisher keine erwähnenswerten CMEs produziert. Zwischen 330° und 300° Carrington Längengrad sehen wir ein langgestrecktes koronales Loch (CH42-), das bald geoeffektiv wird.

Die Verbindung mit dem schnellen Sonnenwind des koronalen Lochs CH34 blieb bisher deutlich schwächer als erwartet und wird wohl auch nicht stärker. Dennoch gab es in der Nacht vom 27.4. zum 28.4. etwas diffuses Polarlicht an den Küsten der BRD nach einem kleinen geomagnetischen Substurm gegen 0030 UTC (02:30 MESZ).

Ein kleiner Substurm nach UTC-Mitternacht brachte in der zweiten Nachthälfte etwas diffuse Aurora an Nord- und Ostsee

amrum.panomax.com/nebel?t=2025-04-28+02-30-00&r=358&z=161&tl=222


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