Impact 2024-12-03 20:10 UTC – Das interplanetare Magnetfeld springt von ca. 10 auf ca. 14 nT, Geschwindigkeit von 350 auf 450 km/s, die Nord-Süd-Komponente Bz fluktuierte zunächst zwischen 0 und 9 nT, blieb also nördlich. Jetzt gegen 23:30 MEZ (2230z) ist Bz bei -10nT. Sollte dies so bleiben ist in bis zwei Stunden – eventuell auch später – mit Polarlicht am Nordhorizont zu rechnen, subvisuell (fotografisch) bis schwach visuell.

Verursacher ist mglw. ein CME, hervorgegangen aus einer Filament-Eruption vom 27.11. https://kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/CME/35370/3

Wolkenfreie Bereiche gibt es auch: https://www.sat24.com/de-de/country/de/ … ghtning=on

Bz jetzt 23:38 MEZ bei -13nT, also Trend Richtung visuelles PL

Aussichten

2024-12-01 02:00 MEZ — Zum Wochenbeginn gibt es vielleicht noch einen Streifschuss eines langsamen CMEs von dem keine größeren Auswirkungen erwartet werden und nachfolgend oder zeitgleich leichte Erhöhung der Sonnenwind-Parameter (v.a. Geschwindigkeit) durch den Einfluss eines kleinen äquatorialen koronalen Lochs (positiv polarisiert). Der Kp-Wert könnte episodenweise auf 4 steigen, mit geringer Chance kurzzeitig auch auf 5. Also ein bisschen fotografisches Polarlicht hier und da könnte drin sein – aber nichts, worüber es sich lohnen würde, weiter zu spekulieren.

Nicht viel los auf der Sonne im Moment…

Live Updates

2024-12-01 02:00 MEZ — Aurora-Fotos der Nacht von 29.11./30.11. im AKM-Forum „Polarlicht 2024-11-29/30

2024-11-30 03:00 MEZ — Ein letzter Gruß des Substurms um 2:40 MEZ auf der Panomax Webcam Kap Arkona. Der von NOAA geschätzte Kp-Wert erreichte unterdessen tatsächlich einen Wert von 5 (G1 MINOR STORM), somit wurde es etwas verspätet doch noch eine „echte“ Polarlicht-Nacht, auch wenn wahrscheinlich nur wenige draußen waren zum Photographieren – Sensationelles gab es ja auch nicht unbedingt zu sehen.

Rote Polarlicht-Säulen auf der Kap-Arkona-Webcam (Rügen) mit Wolken, Dunst und dem störenden Licht des Leuchtturms

2024-11-30 01:30 MEZ — Schwache Polarlichtsäulen auf der Brocken-Webcam und der Hochwald-Webcam im Zittauer Gebirge, außerdem auf den Panomax-Webcams auf Amrum und den IAP-Webcams in Kühlungsborn gegen 01:30 MEZ

gerade so zu erkennen die rote Säule zwischen dem Gittermast auf der Brocken-Webcam
Panomax Kamera in Nebel auf Amrum zeigt rote Strahlen gegen 01:30 MEZ
Intensivierung um 01:40 (Amrum, Nebel) – Leider sehr dunstig

2024-11-30 00:30 MEZ — Ein interplanetarer Shock hat gegen 2230Z den L1-Punkt erreicht und markiert wahrscheinlich die Front der Magnetischen Wolke des CMEs („Flux-Rope“). Der Bz-Wert ist seit dem negativ bei -8nT/ -9nT und das Cross-Polar-Cap-Potential (also das Aurora-Potential) liegt im Augenblick konstant bei 115 kV. Einem kräftigen Substorm in nächster Zeit sollte damit nichts mehr im Weg stehen.

2024-11-29 20:30 MEZ — Der CME hat uns dann doch noch erreicht gegen 0215 UTC. Das Magnetfeld expandierte kurzzeitig bis 14 nT, der Bz-Wert lag allerdings überwiegend im positiven Bereich, die Geoeffektivität war dementsprechend gering.

Im Augenblick sieht es so aus, als würde einer der Nachzügler-CMEs eintreffen: Das Magnetfeld expandiert erneut und liegt gerade über 10 nT, der Bz-Wert erreichte kurz beinah -10nT, Dichte bei 20 p/cm3 und Geschwindigkeit taumelt um 400 km/s. Damit stehen die Chancen gut für ein bisschen Polarlicht heut Nacht!

2024-11-29 01:00 MEZ — Aktueller Kp-Wert: 0 (In Worten: Null) Im Moment deutet vieles darauf hin, dass uns der CME der Filament-Eruption aus der Nähe von AR 3901 südlich verpasst hat und auch der noch mögliche Streifschuss des nachfolgenden CMEs die Mittelbreiten-Polarlicht-Ereignis-Erwartung nicht erfüllen wird. Der Fluss niederenergetischer Protonen gemessen im EPAM-Instrument des ACE-Satelliten stagniert – eine CME-Shockfront nähert sich demnach sehr wahrscheinlich nicht mehr und die IPS-Tomographie zeigte schon um 15 UTC am 28.11. nur noch Leere zwischen Sonne und Erde, auch Anzeichen für ein in Bälde nach Süden gerichtetes interplanetares Magnetfeld fehlen.

3D-Ansicht des interplanetaren Raums zwischen Erde und Sonne – in der Mitte die Sonne, links auf dem 1AU-Kreis die Erde. Die Musik spielt gerade eher hinter dem östlichen Rand der Sonnenscheibe.
(IPS-Tomographie der UCSD)

☞ Aber hey, Kp 0 ist auch selten!

2024-11-28 20:45 MEZ — Bis jetzt keine klaren Anzeichen eines Impacts. Das interplanetare Magnetfeld ist mittlerweile bei 9 nT angelangt, Bz immer noch klar nördlich mit einer kurzen Unterbrechung. Also kein Polarlicht in den nächsten Stunden. Die Ankunft ist aber immer noch möglich, ob es dann noch für einen G1 MINOR STORM reicht jedoch fraglich.

2024-11-28 14:30 MEZ — ACE ist zurück, EPAM ist leicht gestiegen und steigt immer noch leicht. Sehr nah scheint der CME noch nicht zu sein. Vielleicht verpasst er uns auch. Dichte bei 2 p/cm3, V bei 350 km/s – der vermeintliche interplanetare Shock waren möglicherweise auch nur Data Glitches im ACE.

2024-11-28 14:00 MEZ — Raumwetternews: SDO Echtzeit-Satellitenbilder Offline wegen Serverausfall (Überschwemmungen nach Wasserrohrbruch im Servergebäude); ACE Ausfall seit heute Morgen – inklusive EPAM; DSCOVR zeigt nur noch seltsame Daten – allein das Magnetometer ist noch brauchbar – damit wird Nowcasting bissl schwierig.

Met Office hat seine Prognosen korrigiert: Kp 7 ist nicht mehr im Angebot (wirkte von Anfang an seltsam – wäre aber bei sehr frühem Eintreffen der CME-Hauptmasse wie von Met Office Enlil prognostiziert und einer günstigen magnetischen Konfiguration nicht vollkommen unmöglich gewesen). Kp 5 oder 6 wird noch eine 60%ige Chance gegeben.

Das interplanetare Magnetfeld ist immer noch konsequent nördlich – falls Bz später mal negativ werden sollte, wird es sicher eine ziemliche Weile dauern, bis der Effekt im Erdmagnetfeld in Form von Polarlicht oder so gar eines kleinen geomagnetischen Sturms spürbar wird.

2024-11-28 11:30 MEZ — Das interplanetare Magnetfeld ist seit dem Eintreffen der ersten mutmaßlichen Shockfront heute Morgen nur leicht expandiert und hat jetzt eine Stärke von etwa 8 nT bei konstant nördlicher Orientierung. Also ein schwacher Start, aber das ist sicher auch noch nicht der CME der Filamenteruption aus Region 3901, der Protonflux am EPAM-Instrument steigt weiterhin – der Hauptteil kommt noch. Leider hat sich der ACE-Satellit kurz nach dem Shock verabschiedet und die Sonnenwinddaten kommen nun vom DSCOVR mit seinen kaputten Instrumenten, denen man nicht trauen kann.

2024-11-28 07:00 MEZ — Interplanetarer Shock ca. 0530 UTC am ACE Satelliten: Dichte springt von 2 p/cm3 auf 50 p/cm3, Radialgeschwindigkeit von 330 km/s auf 400 km/s, Plasmatemperatur von 60.000K auf 750.000K, Anstieg und Spikes im EPAM — Ankunft also doch schneller als gedacht – Damit sind höhere Kp-Werte/Geoeffektivität eher wahrscheinlich. Die magnetische Wolke („magnetic cloud“) wird dann vermutlich in den nächsten Stunden eintreffen. Da es sich höchstwahrscheinlich um einen CME-Pfannkuchen handelt, kann das auch länger als gewöhnlich dauern und es können noch weitere Shocks eintreffen.

Erdgerichtete Eruptionen

2024-11-26 22:45 MEZ — Vier CMEs mit mutmaßlich erdgerichteten Anteilen sind unterwegs. Davon ein dominanter – entstanden aus einer Filament-Eruption aus der Umgebung von Region 3901 im Südwesten die zu einem M1.9-Flare führte und großflächiges Dimming in SDO-Bildern zeigt. Der CME weist einen Halo auf (Kreis im blauen C3-Bild). Danach etwas getarnt und vom Pylon des SOHO/LASCO Coronografen teilweise verdeckt ein CME wahrscheinlich aus Region 3905/3906. Beide vom späten 25.11.

Zuvor am frühen 25.11. wurde noch ein Doppelpack freigelassen: eine Filamenteruption im Südosten und ein CME wahrscheinlich aus Region 3906. Alles etwas schwer zu erkennen, weil sich viele CMEs und Outflows in den Koronografen überlagern.

Das erste Doppelpack im SOHO/LASCO C2 Koronografen: zwei nach Südosten gerichtete CMEs
Das zweite Doppelpack: ein schneller CME (LASCO C3) – die Filament-Eruption aus der Nähe von 3901 und ein eher nach Südosten gerichteter dünnerer CME aus Region 3906 … Der Kreis ist ein Halo-Feature

☞ Die Lage der Regionen 3901 und 3906 kannst Du meinem vorherigen Beitrag entnehmen: Solare Ödnis, Tristesse & Langeweile (21.11.-26.11.)

Aurora Vorhersage

Folgendes Szenario halte ich für wahrscheinlich: Der schnelle CME (Filament von 3901) wird die beiden vom frühen 25.11. zusammenschieben (pfannkuchifizieren). Diese werden wahrscheinlich als Einheit im Laufe des 28.11. eintreffen (uns mit ihrer Nordflanke streifen) und der vierte CME könnte als Nachzügler am frühen 29.11. eintreffen (auch eher streifen) und die Polarlichtaktivität verlängern. Wahrscheinlich wird es also eine gestaffelte Zunahme der geomagnetischen Aktivität geben und ein verzögertes Abklingen.

NASA M2M und Met Office berechnen eine frühe Ankunft gegen 0600Z am 28.11. Das erscheint mir etwas zu früh, da das erste Doppelpack mit einer Geschwindigkeit von unter 400 km/s bremsenden Effekt haben wird und auch der Hintergrundsonnenwind bei Enlil sehr schnell ist (600 km/s), was nicht der Realität entspricht. NASA geht bis Kp 6, Met Office ebenso mit einer 20%igen Chance für Kp 7 (G3 STRONG STORM)

Da alle CMEs nicht besonders energiereich, dicht oder direkt erdgerichtet sind, muss für so hohe angenommene Kp-Werte die magnetische Signatur optimal sein, d.h. beim Eintreffen der Shockfront ist das interplanetare Magnetfeld des Hintergrund-Sonnenwindes bereits südlich polarisiert (Bz negativ), der Shock bewirkt eine südliche Auslenkung und zudem sollte die Flux-Rope-Struktur mit einem südlichen Ausschlag beginnen – dann kann es eine gute Show geben, sonst wird es wohl eher verhalten.

NOAA/SWPC sieht ein Eintreffen eher am späten 28.11. mit Höhepunkt der Aktivität am 29.11. und gibt einen G1-Watch für den 28.11. sowie einen G2-Watch für den 29.11. heraus (UTC-Tage, G2-Watch für die erste Tageshälfte). HUXt und CMEFM sehen ebenso den späten 28.11. als wahrscheinlichsten Zeitpunkt der Ankunft – wobei HUXt nur eine 50%ige Trefferwahrscheinlichkeit im Ensemble mit 500 Members sieht. Einzig SIDC Belgien sieht überhaupt keinen erdgerichteten CME (in seinem Ursigramm vom 26.11.).

Fazit: Es sieht ganz so aus, als würden wir in der Nacht vom 28.11. zum 29.11. mal wieder visuelles Polarlicht bekommen können.

Wie geht es weiter?

Von Region 3901 haben wir wahrscheinlich nicht mehr viel zu erwarten. Der Status der Regionen 3905 (beta-gamma)/ 3906 (beta-gamma-delta) ist etwas unklar, es gibt sowohl abnehmende als auch zunehmende Tendenzen (Größe, Anzahl der Spots, magnetische Komplexität) – bei 3906 ist durchaus noch eine größere Eruption drin, so gar auch noch ein X-Klasse-Flare, aber sicher ist das nicht, besonders große Dynamik fehlt im Augenblick. Hier lohnt sich definitiv eine weitere Beobachtung, gerade weil der Komplex jetzt in unsere Schusslinie rotiert und durch Interaktionen untereinander noch Überraschungen möglich sind. Vor ein paar Tagen war auch ein Plasma-Austausch mit 3910 im Norden zu sehen während des M9.4-Flares (s.u.), falls hier noch eine Verbindung besteht, ist auch die ganz große Nummer zumindest theoretisch noch im Repertoire der aktuellen Sonne.

SDO HMI Magentogramm 2024-11-27 Regionen AR 3905 3906 mit Delat-Spot
Man muss schon sehr genau hingucken, um den Delta-Spot von 3906 im Magnetogramm zu finden – insgesamt etwas mehr Dynamik als bei 3905 aber auch nichts, was uns zum Hyperventilieren bringen muss. Bei 3905 taucht immer mal wieder ein kleiner Delta-Spot auf, der dann aber wieder abwandert, deshalb wird sie mal als b-g-d, mal als b-g kategorisiert. Die Tendenz geht zu Separierung der Sonnenflecken und Abnahme der Komplexität.

Das koronale Loch nördlich des Komplexes kann uns zudem Polarlicht bringen, wenn es überlebt und je nach Situation förderlich oder hinderlich für einen erdgerichteten CME sein.

Außerdem ist Region 3910 auf der nördlichen Hemisphäre hereinrotiert – sie hat vor kurzem sehr wahrscheinlich den M9.4-Flare hinter dem östlichen Rand produziert. NOAA/MOSWOC halten diese Region für die vormalige 3879 (siehe Beitrag CME Impacts 6.11. – 9.11. ☞ G1 MINOR Storm möglich ganz unten) – die zuvor als äußerst langlebiger, riesiger unipolarer Sonnenfleck schon mehrere Rotationen gemeistert hat ohne mit der Wimper zu zucken (kein Flare, kein CME – gar nichts). Sie ist noch zu weit östlich um klar die magnetische Komplexität und das X-Flare-Potential abschätzen zu können, letzteres setzt NOAA/SWPC im Moment bei 5% an. Eine genaue Beobachtung lohnt sich auch hier.

Zu guter Letzt sind immer noch viele Filamente auf der Sonnenscheibe, die sich bei Ablösung zum einen als erdgerichtete CMEs auf den Weg machen könnten, zum anderen weitere eruptive Dynamik in Gang setzen können.

Fazit: Die Sonne gibt sich Mühe, der November-Depression etwas entgegenzusetzen.

Vorab-Information (obsolet)

2024-11-26 16:30 MEZ — Region 3901 hat sich ihrer umgebenden Filamente entledigt und schickt sie zu uns. CME geht südöstlich und wird uns wahrscheinlich mit seiner Nordflanke streifen. Prognosen für Eintreffzeitpunkt zwischen frühen 28.11. und spätem 28.11. Unsicherheit bezüglich der Zugbahn besteht vor allem wegen fehlender Daten von STEREO.

Weitere In Infos, Bilder & Details später heute Abend.

Schreibe einen Kommentar