UPDATE 29.10. 2015 MEZ: Im Moment stehen die Chancen ganz gut für etwas Aurora demnächst: Das interplanetare Magnetfeld hat etwas expandiert, Bz ist seit 1810Z bei -7nT, Radialgeschwindigkeit schwankt zwischen 490 und 550km/s, vor allem gibt es aber eine Änderung beim radialen Magnetfeld, das hat offenbar seine starre negative Orientierung verloren und fluktuiert im positiven Bereich zwischen 150° und 240°, gute Voraussetzungen für ein tendenziell eher negativen Bz (Nord-Süd-Komponente), das Cross Polar Cap Potential liegt bei über 100kV und der Polar Cap Index zeigt Substorm Onset.
20:36 MEZ Aurora in Wologda 59°N 39°E starvisor.net/vlgd
20:49 MEZ Aurora in Ryazan 54°N 40°E starvisor.net/ryaz
UPDATE 28.10. 1500 MEZ: Eine markante Shockfront traf uns gegen 0415 UTC, das Gesamtmagnetfeld sprang von 6 auf über 20nT, Die Nord-Süd-Komponente von 4 auf 16nT (positiv), die Dichte von 4 auf 8, sukzessive auf 16 p/cm3, die Geschwindigkeit von 430 auf 560 km/s. Dichte, Geschwindigkeit und Stärke des Magnetfeldes nahmen nachfolgend kontinuierlich ab und liegen nun bei 4 p/cm3, 520 km/s und 8nT was nur noch leicht erhöhten Werten gegenüber typischem Hintergrund-Sonnenwind entspricht. Der Kp-Index stieg kurzzeitig auf 5, der zeitlich besser aufgelöste Hp30-Index betrug für eine Stunde sogar 6.00.
Die Bz-Komponente weist starke Fluktuationen auf, typisch für CME-Flanken, zudem deutet die schraubenförmige Struktur im Diagram auf Rotation der Gesamtstruktur hin, was sich bereits bei Beobachtung der Magnetfeldlinien beim Ausbruch angedeutet hat. Eine klare Flux-Rope-Strukur ist nicht erkennbar. Insgesamt blieb Bz überwiegend positiv, also nördlich mit dementsprechend geringer Geoeffktivität des ICMEs. Nur anfangs erreicht Bz mit kurzzeitig -20nT einen soliden niedrigen Wert und sorgt damit für vorübergehende geomagnetische Aktivität auf Sturmlevel. Im Moment ist das Erdmagnetfeld ruhig mit einem Hp30-Index von nur noch zwei.
Da wir uns immer noch im schwachen Einfluss des ICMEs befinden und die Geschwindigkeit des Sonnenwinds noch hoch ist würde ich einzelne Phasen erhöhter Substormaktiviät am Abend und besonders gegen Mitternacht nicht ausschließen, insbesondere falls Bz nochmals schafft, längere Zeit (>30 min) im negativen Bereich (< -4nt) zu bleiben oder By längere Zeit einen hohen Betrag aufweist bei neutralem Bz. Die Chancen dafür stehen allerdings nicht sehr gut, da wir nach wie vor mit einem negativ polarisiertem Sektor der Sonne gekoppelt sind und somit eine nördliche Tendenz im Magnetfeld bestehen bleibt.
☞ NOAA Real Time Solar Wind
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Der CME vom X1.8 Flare am frühen 26.10. aus dem Südosten der Sonne mit seinem asymmetrischen Full Halo (LASCO) bzw. Partial Halo (STEREO) wird uns mit seiner Flanke wahrscheinlich am frühen Montag, d. 28.10. treffen. Da wir seitlich vom ihm getroffen werden, werden die Auswirkungen relativ moderat bleiben und auch nicht von besonders langer Dauer sein. Der maximale Kp-Wert wird von einzelnen Agenturen auf 5 bis 7 geschätzt also G1 MINOR STROM bis G3 STRONG STORM, wahrscheinlich werden die Auswirkungen bis in den Abend des 28.10, vielleicht auch noch bis in den 29.10. hineinreichen, aber ganz sicher ist das nicht. Es besteht auch die Möglichkeit, dass der CME an uns vorbeigeht ohne jegliche Auswirkungen. Der vom koronalen Loch CH84- stammende schnelle Sonnenwind (und nachfolgend CH85-) im Hintergrund könnte sich dabei negativ auf einen möglichen Impact auswirken durch Ablenkung, Abbremsen aber auch ungünstige magnetische Polarisation. Immer weiter steigende Werte an den ACE EPAM und GOES Proton Flux Instrumenten deuten jedoch auf eine nahende Shockfront hin was wiederum sehr für einen möglichen Impact spricht. Im Moment (14:00) stagniert der Anstieg und sinkt sogar teilweise, hier überlagern sich möglicherweise noch weitere Ereignisse, die eine Prognose anhand energetischer Partikel erschweren.
Die Spannbreite des Eintreffzeitpunkts liegt im NASA M2M Ensemble zwischen 2100UTC und 1200UTC, der australische Wetterdienst BoM sieht eine Spanne von 2100UTC bis 0400UTC. Das HUXt Ensemble der University of Reading berechnet hingegen eine Spanne von 0200 bis 1800. Es könnte also schon Sonntagnacht mit Polarlicht losgehen oder auch erst im Laufe des Montags (oder gar nicht). Ob es für deutlich visuelles Polarlicht ausreicht ist nicht sicher – umso später der CME eintrifft, umso unwahrscheinlicher – wie immer.
Schwierig bei der Berechnung der Startparameter war die enorme Breite des CMEs und eine ungünstige Position bei der Triangulation mit SOHO/LASCO und STEREO. Und bei flankierenden CMEs ist alles immer etwas unsicher. „EE“ = Enlil Ensemble-Läufe
Shock Ankunft UTC | Treffer | Kp Max | Wer/Womit |
---|---|---|---|
2024-10-27 2300 | – | 5-6 | BoM Enlil |
2024-10-28 0100 | 25% | 5-7 | NASA M2M EE |
2024-10-28 0200 | – | – | ASWO ELEvo |
2024-10-28 0200 | – | 5-7 | UoM SARM |
2024-10-28 0400 | – | 5-7 | NASA M2M Enlil |
2024-10-28 0500 | – | 4-5 | NOAA/SWPC Enlil |
2024-10-28 0500 | 40% | 5-6 | Met Office EE |
2024-10-28 0600 | 60% | 5-7 | SIDC |
2024-10-28 0940 | 95% | – | CMEFM |
2024-10-28 1000 | 32% | – | HUxt Ensemble |
2024-10-28 1600 | – | – | esa EUHFORIA |
Das CMEFM-Modell liegt bei Einzel-CMEs wie diesem übrigens oft sehr gut mit seinen Prognosen.
NASA WSA-Enlil Ensemble-Lauf mit 40 Einzelläufen zeigt die Spannbreite der Entwicklung im Gesamtmagnetfeld.
Die schwarze Kurve zeigt den Durchschnitt aller Berechnungen. Ein Cluster mit sehr früher Ankunftzeit vor und gegen UTC-Mitternacht und 4 weitere Cluster gegen 0100 UTC, 0400 UTC, 0800 UTC und 1200 UTC. Späteres Eintreffen hat schwächeres Magnetfeld zur Folge. Die Auswirkungen eines sehr frühen Eintreffens würden bis UTC-Mittags am 28.12. reichen, bei sehr späten Eintreffen bis weit in die Nacht des 29.12. hinein.
Ein spätes Eintreffen und geringere Anstiege von Dichte und Geschwindigkeit als vom gestrigen CME berechnet das europäische EUHFORIA Modell. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass sich das Modell noch in der Testphase befindet und bisher von keinem Weltraumwetterdienst benutzt wird. Die Startparameter stammen vom Met Office.