Inhalt
- Rückblick Sonnenwind
- Update 2024-12-26 03:30 MEZ
- CME vom 24.12. mit M4.1-Flare
- CME vom 23.12. mit M8.9-Flare
- Schneller Sonnenwind aus koronalem Loch – Etwas Polarlicht 23.12.
Rückblick Sonnenwind
Update 2024-12-26 03:30 MEZ
Statt eines Impacts bisher seit ca. 08:00 MEZ ein überwiegend positives interplanetares Magnetfeld (IMF) mit sehr niedrigen Werten von streckenweise nur 2-3 nT sowie abnehmende Geschwindigkeit des Sonnenwindes von über 500 km/s auf etwas über 400 km/s, was zu sehr niedriger geomagnetischer Aktivität geführt hat.
Sollte noch etwas von dem CME eintreffen, werden die Auswirkungen gering bleiben. Es gab seit der Eruption noch viele weitere kleinere, die meisten nicht direkt zur Erde gerichtet – die Polarlicht-Wahrscheinlichkeit für die nächsten Tage ist deshalb dennoch leicht erhöht.
Die Indizien für frühen einen Impact waren dünn: Ein sehr schwer zu erkennender Halo und ein sehr unstrukturierter, dünner CME im SOHO/LASCO C3, ein zweites Ereignis auf der Rückseite nach Südwesten was die Analyse erschwert hat, die Dimming-Region in 195 Angström nach der Eruption hat wie ein großer Finger nach Süden gezeigt und nicht zur Erde. HUXT hatte eine Wahrscheinlichkeit von 60% für einen Impact berechnet, also 40% kein Impact. Der einzige, der offen seine Zweifel vorher geäußert hat, war HaloCME auf twitter: „Both NASA M2M and NOAA SWPC (this video) predict a CME arrival late on 2024/12/25. The CME (associated with a short-duration M8.9 flare) looked wimpy, despite the halo appearance. It may also have deflected to south. Maybe over-prediction? We need a side view to be convinced.“. (wimpy = schwächlich, erbärmlich, kümmerlich) Ohne Triangulation (fehlende Daten von STEREO) sollte man eventuell immer ein großes VIELLEICHT vor den Titel schreiben.
Aber: Stattdessen gelang es, das fliegende Spaghettimonster zu fotografieren in LASCO C3
Update 2024-12-25 01:30 MEZ:
CME vom 24.12. mit M4.1-Flare
Eine sehr ähnliche wie unten beschriebene Eruption (Flare + Filament-Eruption + CME nach Südwesten) ereignete sich am Vormittag des 24.12. (0841Z) zusammen mit einem M4.1-Flare und einem Type II Radio-Burst. NOAA/SWPC ist optimistisch und berechnet einen Impact am 26.12., nicht ganz so stark/groß wie der vorherige aber ähnlich schnell und gibt einen G1-Watch für den 26.12. heraus, NASA geht eher von einem langsamen CME aus, der uns erst am 28.12. streift ohne größere Auswirkungen, MetOffice sieht keinen erdgerichteten Anteil (geht größtenteils südlich vorbei), ist sich aber sehr unsicher. Zwei weitere schwächere CMEs mischen sich noch in das interplanetare Durcheinander und erhöhen die Komplexität der Vorhersage.
Original-Artikel vom 2024-12-24 01:30 MEZ:
CME vom 23.12. mit M8.9-Flare
Heute Mittag (23.12.) ereignete sich ein koronaler Massenauswurf (CME) in Verbindung mit einem kurzem solaren Flare der Magnitude M8.9 in Region 3932 in S18E30. Die Region ist Teil eines großen Clusters von aktiven Sonnenflecken-Regionen im Südosten, wovon zwei aus den vorherigen 3905/3906 hervorgegangen sind. Der CME hat eine deutliche Ablenkung nach Süden/Südwesten, also teilweise Richtung Erde, wobei der Hauptteil nach Süden geht. In der Satelliten-Bildgebung ist deutlich ein Halo mit nördlichen Anteilen sowie auch Auswurfmaterial nach Norden/Richtung Erde zu erkennen. Wir werden demnach vermutlich von der Nordflanke des CMEs gestreift oder auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit von kleineren Anteilen direkt getroffen.
http://spaceweather.gmu.edu/seeds/dailymkmovie.php?cme=20241223&r
Der CME hat eine Startgeschwindigkeit von ca. 800 km/s und seine Ankunft wird am Abend des 25.12. (NOAA, NASA) erwartet, SIDC rechnet gegen 0000UTC am 26.12. mit der Ankunft. NOAA/SWPC gibt einen G1-Watch heraus für den 25.12., NASA berechnet einen maximal möglichen Kp von 5 bis 7 (G1 MINOR STORM bis G3 STRONG STORM), je nach Ausrichtung des Magnetfeldes, wobei Kp 7 doch etwas gewagt erscheint für einen Rand-Treffer im Dezember (würde etappenweise deutlich visuelles bis helles Polarlicht hoch über dem Horizont in Mitteleuropa bedeuten). SIDC Belgien hält ebenso Kp 5 bis 7 für möglich.
Die Berechnungen sind unsicher, da Bildmaterial vom STEREO-Satelliten fehlt und die Analysedaten zum Füttern der Modelle nur auf Schätzungen beruhen – allerdings ist das Auswurfmaterial ziemlich gut zu erkennen in den Bildern des GOES-R-Satelliten, was bei Bestimmung von Richtung, Breite, Ursprung und Geschwindigkeit hilft. Das Ereignis kann dennoch deutlich stärker/schwächer, früher/später als erwartet eintreten. Der Mega-Sturm, von dem die Menschen noch nach 10 Jahren reden, wird es wahrscheinlich eher nicht, für ein bisschen Mittelbreiten-Aurora am Nordhorizont dürfte es aber ziemlich sicher reichen bei genügend südlicher Komponente im interplanetaren Magnetfeld (Bz negativ).
https://www.swpc.noaa.gov/news/g1-minor-geomagnetic-storm-watch-issued-december-25th
https://www.swpc.noaa.gov/products/wsa-enlil-solar-wind-prediction
https://kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/CME/35881/1
Im NASA M2M-Ensemble-Lauf mit 48 Members sieht es so aus, als bestünden gute Chancen für direkten Treffer mit ordentlich „Rums“, aber auch einige schlaffe Streifschüsse werden berechnet:
Met Office kommt zu ähnlichen Ergebnissen im Ensemble-Lauf mit 25 Members, die Streubreite für die Ankunftszeit liegt dabei von 25.12. Mittags bis 26.12. früher Morgen, auch einige Nicht-Treffer werden berechnet. Es wird eine 50%ige Wahrscheinlichkeit für G1/G2 (Kp5-6) am 25./26.12. und eine 10%ige Wahrscheinlichkeit für G3 (Kp 7) am 25./26.12. berechnet.
https://swe.ssa.esa.int/metoffice-enlil-e-federated (esa-Account erforderlich)
Das BoM (Bureau of Meteorology) Australien sieht G0-G1 für den 24.12, G1-G2 für den 25.12, G0-G2 für den 26.12. https://sws.bom.gov.au/Space_Weather/1/1
Das HUXt-Modell der University of Reading in England berechnet (nur) eine 57%ige Chance für einen Treffer im Ensemble-Lauf mit 500 Members mit sehr hoher Streubreite für Ankunft-Zeit und Ankunft-Geschwindigkeit (25.12. Mittags bis 27.12. 0000Z sowie 450 bis 800 km/s) – was zu erwarten ist bei fehlender Triangulation mithilfe der STEREO-Daten: Der CME kann schmal und schnell oder breit und langsam sein, das lässt sich bei nur einem Blickwinkel (Frontalansicht in SOHO/LASCO und GOES) nicht sicher bestimmen. https://research.reading.ac.uk/met-spate/huxt-forecast/
Schneller Sonnenwind aus koronalem Loch – Etwas Polarlicht 23.12.
Weiterhin befinden wir uns im Einfluss eines High-Speed-Streams mit Geschwindigkeiten zwischen 500 und 600 km/s, was bei relativ schwachen Magnetfeld dennoch zu Polarlicht-Sichtungen in D am 22./23. und 23./24.12 geführt hat. In den High-Speed-Stream könnte sich noch Material eines kleinen, streifenden CMEs vom 20.12. mischen (Filament-Eruption), das am 24.12. eintrifft und zusätzlich für leicht erhöhte Polarlicht-Wahrscheinlichkeit sorgen könnte.
https://amrum.panomax.com/nebel?t=2024-12-23+22-10-00&r=-8&z=100&tl=0
https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=62576
https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=62573
Im CME-Scoreboard der NASA und deren DONKI-Datenbank ist noch ein weiterer CME vom 22.12. vermerkt, der sich ebenfalls in den Sonnenwind mischen könnte. Dessen Anteile erreichen vermutlich zusammen mit dem oben erwähnten größeren und schnelleren die Erde am 25.12.