Update 2024-10-27 0813 MEZ: Fotos der Aurora im AKM Forum: Polarlicht 2024-10-26/27
Update 2024-10-26 13:50 MESZ: Um 13:33 ist ein sanfter Shock (Sudden IMF Enhancement) am L1 eingetroffen. Bt springt von 7 auf 13nT, Dichte steigt graduell auf etwas über 10 p/cm3. Geschwindigkeit ist noch lasch bei 350 km/s. Dichte und Magnetfeld stimmen so erstmal mit den meisten Prognosen überein, so sehr viel mehr wird wohl nicht kommen. Geschwindigkeit legt sicher noch zu. Interplanetares Nord-Süd-Magnetfeld Bz war zum Zeitpunkt des Impacts nördlich, das dürfte sich erstmal nachteilig auf den Verlauf auswirken. Ungewiss, ob der CME eine ausreichend südliche Komponente hat, IPS Tomographie spricht nicht dafür. Falls doch könnte dann heute Abend vielleicht ein bisschen Aurora für die Kameras am Nordhorizont zu sehen sein. Mal sehen, wie es sich entwickelt.
Update 2024-10-26 04:00 MESZ: Da keine der sehr frühen Varianten bisher eingetreten bzw. eingetroffen ist und es auch keine deutlichen Hinweise auf einen sehr baldigen Impact gibt, dürfte G2 MODERATE STORM (Kp 6) aus dem Rennen sein. G1 MINOR STORM Level (Kp 5) Samstag Abend/Nacht ist nach wie vor eine Möglichkeit, aber ob es dann für mehr als sporadische fotographische Aurora am Nordhorizont reichen würde ist fraglich. Insbesondere die auf NASA M2M Analyse basierten Berechnungen waren vermutlich zu optimistisch, weil NASA den Ursprung der Eruption viel weiter westlich angesetzt hat als er tatsächlich war. Manchmal ignorieren sie den offensichtlichen Ursprungsort und nehmen einen fiktiven, der sich aus Triangulation der Koronografen-Bilder ergibt. Aus Gründen…
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CME in Verbindung mit X3.3-Flare: G2/Kp6 möglich, sehr unsicher
Ein lang anhaltender X-3.3-Flare mit Type-II und Type-IV-Radio-Emissionen ereignete sich gegen 0400 UTC am 24.10. am Rand der östlichen Sonnenscheibe und damit verbunden ein sichtbarer CME in LASCO C2 und STEREO-A C2 . Es sieht so aus, als wären klar zur Erde gerichtete Anteile dabei (starke Ablenkung nach Westen also Richtung Erde von Auswurfmaterial im ganz frühen Stadium der Eruption – Dimming westlich der Eruption und Full-Halo-Shocks in den Koronografen) und es besteht eine gewisse Chance, dass uns der Randbereich der Shockfront oder speziell eine erdgerichtete Teileruption im Laufe des 26.10. trifft. Für gewöhnlich haben es Ereignisse so weit im Osten jedoch schwer, signifikant auf die Erde einzuwirken – zum einen wegen der ungünstigen magnetischen Konnektivität zum anderen weil die Erde aus dem Wirkungsbereich des CMEs herausrotiert und bei stärker als erwarteter Verlangsamung die Erde oft deutlich verpasst wird. Wie auch immer… NASA berechnet eine Ankunft für den 26.10. 0200 UTC mit maximal möglichen Kp von 6 (G2 MODERATE STORM), ähnlich berechnet es SIDC Belgien mit 30% Chance für einen Streifschuss, das CMEFM Modell berechnet 1500 UTC als Ankunft ohne Angabe einer Wahrscheinlichkeit, Met Office geht von einer 20%igen Chance für einen Treffer um 2100Z aus und schätzt vorsichtig G1/Kp5 bei Streifschuss, SWPC/NOAA berechnet 1700UTC als Ankunftzeit und hält G1 für möglich, das HUXt-Modell mit Met Office Analysedaten sieht im Moment keine Chance für einen Treffer.
Update: NASA hat einen Ensemble-Lauf gestartet und sieht eine 9%ige Chance für einen Treffer 2330 UTC am 25.10. mit möglichen Kp 7, eine 91%ige Chance für spätere Ankünfte mit deutlich schwächeren Auswirkungen. HUXt mit NASA DONKI Daten sieht eine 10%ige Chance für einen Treffer: https://twitter.com/mathewjowens/status/1849562268624879748/photo/1 Das österreichische ELEvo-Modell sagt 0100 UTC voraus, der australische Wetterdienst BoM 1500 UTC mit einer Spanne von Kp 4-7 und sogar 60% Wahrscheinlichkeit, gestützt von IPS Tomographie.
Mehr Material unterwegs – G1 möglich, unsicher
Eine Eruption mit C-Klasse-Flare aus Region 3863 im südöstlichen Quadranten der Sonnenscheibe gegen 1200 UTC am 23.10. hat vermutlich eine weitere Eruption der sehr kleinen Region 3864 im nordöstlichen Quadranten getriggert. Der dabei produzierte koronale Massenauswurf ist nicht sehr groß und wurde stark nach Norden abgelenkt. Es besteht aber eine gewisse Chance, dass wir am frühen Morgen des 27.10. von diesem (oder sogar vom eher nach Süden gerichteten CME der ersten Eruption) gestreift werden – wahrscheinlich gerät dieser eher langsame CME in den Einfluss des schnelleren vom 24.10. 0400 UTC und er wird beschleunigt und verdichtet und ist somit nicht mehr als eigenständiges Ereignis nachweisbar. NASA berechnet einen maximalen Kp von 5, der australische Wetterdienst BoM sogar Kp 6 jedoch mit nur 40%iger Wahrscheinlichkeit für einen Treffer – allerdings ohne Berücksichtigung des X3.3-Flare assoziierten CMEs.
https://kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/WSA-ENLIL/34137/1
Weiterhin ereignete sich eine Filament-Eruption in S05W61 am 22.10.2024 um 17:48 UTC. Der dabei produzierte CME hat eine stark nach Südwesten gerichtete Ablenkung. Mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit könnte uns auch dieser CME streifen.
https://kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/WSA-ENLIL/34126/1
Zusätzlich gab es eine nach Süden gerichtete „Streamer Blowout“ Eruption am 23.10. um 0048 UTC mit ziemlich geringer Startgeschwindigkeit von etwa 320 km/s. Auch hier besteht die Möglichkeit einer Interaktion mit den restlichen CMEs und dem High-Speed-Stream, der uns zuvor erreicht.
https://kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/CMEAnalysis/34133/1
Schneller Sonnenwind vom koronalen Loch CH84
Noch etwas komplizierter macht die Situation ein koronales Loch mit negativer Polarität (ungünstig für Geoeffektivität im Herbst), dessen schneller Sonnenwind (High-Speed-Stream) nach der Passage der heliosphärischen Stromschicht am 26.10 oder 27.10 eintreffen soll. Den nach Norden gerichteten CME könnte es beschleunigen, aber auch weiter nach Norden ablenken, den schnellen CME vom X3.3-Flare könnte es abbremsen oder ebenfalls ablenken. Ob synergistische Effekte oder sich gegenseitig ausbremsende Effekte vorherrschen werden, lässt sich nicht sicher sagen.
Fazit
Meine ganz persönliche Einschätzung: 25% Chance für G2/Kp6 am sehr frühen Samstag, 50% Chance für Kp5/G1, 90% für Kp4. Was sich generell nachteilig auf die „Geoeffektivität“ eintreffender CMEs auswirken wird ist der momentane Hintergrundsonnenwind mit nördlich polarisiertem Magnetfeld, das möglicherweise für die nächsten Tage dominant sein wird.
Bei kurzfristigen Entwicklungen Richtung visuelles Polarlicht in Mitteleuropa poste ich ein Update.