Update 19.10.2025 17:30 MESZ
Viele M-Klasse-Flares, ein paar CMEs mit erdgerichteten Anteilen – Chance auf noch mehr Aktivität und Polarlicht
Synoptik
15.10.2025 02:00 MESZ — Langsam abnehmender Einfluss des High-Speed-Streams aus dem koronalen Loch CH85–

Das koronale Loch CH85– verschwindet am westlichen Rand. Dessen schneller Sonnenwind erreichte Geschwindigkeiten von kurzzeitig 800 km/s und brachte auch etwas Polarlicht im nördlichen Mitteleuropa, auch wenn dieses durch den hellen Mond schwer zu beobachten war.
Markant auf der Sonnenscheibe zwei große Regionen, die noch immer wachsen und an Komplexität zunehmen: Region 4246, beta-gamma-delta, mit „Anti-Hale“-Konfiguration – sie ist also quasi verkehrt herum und 4248, nun ebenfalls beta-gamma-delta. Koronale Massenauswürfe (CMEs, „Sonnenstürme“) hat vor allem die nördliche 4246 produziert, die meisten davon gingen nach Norden, einer Richtung Erde. Region 4248 ist erst kürzlich aufgewacht und ist nun auch eine M-Klasse-Flare-Produzentin.
Hier können wir weitere CMEs und M-Klasse-Flares erwarten, im weiteren Verlauf eventuell auch X-Flares und Ausbrüche energetischer Partikel (Strahlungsstürme). Genau lässt sich das wie immer nicht vorhersagen.
Im Osten sehen wir das nächste große koronale Loch CH87–, negativ polarisiert (ungünstig für hohe Geoeffektivität im Oktober), dessen schneller Sonnenwind ab dem 19.10. erwartet wird. Der gesamte südliche Teil ist neu – damit ist es nun transäquatorial, die Geschwindigkeit des Sonnenwindes wird dementsprechend hoch sein, eventuell wieder bis 800 km/s.
Hübsche Filament-Eruption
Eine Protuberanz – also ein Filament, dass sich sichtbar am Rand befindet – hat sich am Morgen des 14.10. abgelöst und einen großen CME produziert. Dabei wurde eine riesige Menge Plasma aus der Korona in den interplanetaren Raum verfrachtet. Unten im Video ist beeindruckend zu sehen wie sich der entleerte Bereich wieder auffüllt.
Der dabei entstandene CME war groß und schnell (tatsächlich sind zwei zu sehen) – die Erde wird aber wohl nichts abbekommen.
CMEs Richtung Erde
Aus Region 4246 im Nordosten und aus deren Umgebung sind mehrere CMEs hervorgegangen, die teilweise Richtung Erde gerichtet sind, einer davon auch direkt. Allerdings sind sie weder besonders schnell, groß oder dicht.
Wir erkennen eine hohe Sonnenaktivität an CMEs, die in alle Richtungen abgefeuert werden. Die erdgerichteten CMEs sind im SOHO/LASCO Koronografen nur schwer zu erkennen.


Wir rechnen ab heute, dem 15.10., mit dem Eintreffen des ersten CMEs. Wahrscheinlich wird sich die geomagnetische Aktivität mit dem gestaffelten Eintreffen weiterer CMEs sukzessive steigern.

/raumwetter.de/echtzeitsonnenwind/
NOAA/SWPC gibt einen G2-Watch aus für den 16.10. (MODERATE STORM, Kp 6) – Met Office UK sieht eine 5%ige Chance für G3 (STRONG STORM, Kp 7) am 16. und 17.10. sowie eine 40%ige Chance für G1/G2.
Im CME-Scoreboard der NASA sind sechs CMEs mit erdgerichteten Anteilen gelistet mit erwarteten Kp-Werten zwischen 4 und 6. Das ist nicht besonders viel, sollten tatsächlich mehrere CMEs innerhalb von drei Tagen eintreffen, können sich synergistische Effekte ergeben (Pfannkuchen-Stapel-Effekt).
Der herannahende High-Speed-Stream mit seiner Corotating-Interaction-Region kann ab dem 17.10./18.10. als Verdichter wirken und damit vorhandene Magnetfelder verstärken und somit auch die geomagnetische Aktivität.
Wie immer also eine relativ hohe Unsicherheit über genaue Zeitpunkte und Stärke von Eintreffen und Effekten – insgesamt bestehen aber recht gute Chancen auf Polarlicht im nördlichen Mitteleuropa in den nächsten Tagen.
Mehr CMEs
2025-10-16 02:00 MESZ – Region 4246 produzierte in Zusammenhang mit einem Long-Duration M1.1-Flare einen mächtigen CME Richtung Westen. Er ist so groß, dass er uns am frühen 18.10. streifen könnte.
Running Difference
☞ NASA DONKI CME 2025-10-15 1536z
Geschwindigkeit 712 km/s, Breite 70°, Glancing Blow erste Hälfte 18.10., Kp 4-6 – Der CME hat wahrscheinlich eine Shockfront

dynamische Dichte

CME Shockfront
2025-10-16 05:00 MESZ – Es folgte eine weitere Serie an Long-Duration-Flares aus Region 4246 gegen 0000 UTC mit (einem) weiteren CME(s) nach Nordwesten. Dieses Mal ist ein Treffer noch ein kleines bisschen weniger wahrscheinlich. Zusätzlich gab es eine kleine Filament-Eruption aus CH87– heraus, die einen Jet nach Osten hervorgebracht hat. Auch dieser kleine CME kann zum Gemengelage beitragen.
Bei HUXt sehen die CMEs auf einer zweidimensionalen Fläche bei 21,5 Sonnenradien so aus:

Die Analyse stammt von MetOffice (MOSWOC) und weicht teilweise erheblich von NASA ab. Was aus dem Wirrwarr deutlich wird ist, dass sich hier kaum etwas Sinnvolles vorhersagen lässt. Die Unsicherheit über Stärke und Zeitpunkt eventueller Ankünfte ist äußerst hoch. Vielleicht gibt es sich über mehrere Tage hinziehendes geomagnetisches Gestürme mit Polarlicht bis in Mittelbreiten, vielleicht auch nicht.
Aurora 2025-10-18/19
19:40 MESZ – Sehr gute Bedingungen für Polarlicht in Norddeutschland im Moment

Wir sehen Substorm Growth
☞ kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-10-18+19-30-00&r=336&z=100&tl=0

22:30 MESZ – Breite Palette an Aurora-assoziierten Phänomenen: Grüner Bogen (Aurora Oval), Proton Aurora/RAGDA, SAR-Bogen, STEVE (!) und selbstverständlich auch wandernde rote, weiße und grüne Strahlen – in Berlin nur subvisuell, an dunklen Standorten gab es bestimmt deutlich visuelle Abschnitte…



kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-10-18+21-50-00&r=310&z=100&tl=0

kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-10-18+21-30-00&r=355&z=100&tl=0
Substurm bis in die Alpen
Gegen Mitternacht ein kräftiger leuchtender Substurm mit weit sichtbaren klassischen roten Strahlen – die Höhe und Leuchtkraft der roten Sturm-Aurora (Höhe ca. 200 – 600 km) macht sie bis weit über 1000km sichtbar – südlich von 50°N wird allerdings ein sehr guter Standort benötigt – so hoch und so dunkel wie möglich.

2200z 0000MESZ
opendata.dwd.de/weather/webcam/Lindenberg-NNE/

2200z 0000MESZ
www.terra-hd.de/hochwald2/

2150z, 2350 MESZ
obertauern.panomax.com/hundskogel

2150z, 2350 MESZ
schafberg.panomax.com?t=2025-10-18+23-50-00&r=351&z=100&tl=0
ROTI vom IMPC Neustrelitz (DLR) zeigt eine teilweise sehr südliche Aurora-Aktivität bis 55°N – mit Störungen von GPS/GNSS ist in den roten Bereichen zu rechnen.


☞ Sichtungen im AKM-Forum: Polarlicht 2025-10-18/19
Analyse
19.10. 11:00 MESZ – Was hat uns wann getroffen? Das ist ziemlich unklar, der Sonnenwind ist sehr komplex. NASA M2M scheint auch noch zu analysieren. Eine sichere Antwort wird man wohl auch nicht bekommen bei all dem Durcheinander.

2025-10-16 – 2025-10-19
Hoher dynamischer Druck über längere Zeit, Einwirkungen auf das Erdmagnetfeld über längere Zeit spielen sicher eine Rolle für die Intensität der Aurora. Der Äquinoktial-Effekt sorgt auch im Oktober noch für intensivere geomagnetische Reaktionen. Auslöser und verantwortlich für die Wanderung des Ovals nach Süden war schließlich eine Phase mit negativer Bz-Komponente bei gleichzeitig niedrigen |By|-Werten -> Der Clock Angle (Winkel des Vektors von Bz/By des interplanetaren Magnetfelds) war länger in optimaler Position für magnetische Konvektion (180°).

Etwas schwer zu lesende Grafik; rechts ist gestern, links ist jetzt. Oben sehen wir einen Clockangle von 180° (optimal) über längere Zeit. Der Zeitraum überschneidet sich mit dem Auftreten von RAGDA, STEVE und SAR.
Satellitenaufnahmen
2025-10-19 17:30 MESZ – Die Aurora von oben SUOMI-NPP VIIRS DNB Composite

NOAA21 VIIRS Adaptive DNB 20251019 082359

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