Update 11.10. 20:30 MESZ
Die Sonne ist ruhig – das wird bald anders. Zuvor schneller Sonnenwind und erhöhte geomagnetische Aktivität – vielleicht auch Polarlicht in höheren Mittelbreiten.
Synoptik – Koronales Loch & schneller Sonnenwind
10.10. 08:00 MESZ — Wir blicken ins Angesicht eines sehr inaktiven Abschnitts der Sonne zwischen 0°/360° und 270° CL (Carrington Longitude). Hier befinden sich außergewöhnlich wenig aktive Sonnenflecken-Regionen. Markant und dominant ist ein großes äquatoriales koronales Loch: CH85–

Bei der letzten Rotation brachte es uns ziemlich unerwartet einen geomagnetischen Sturm der Stärke G3 (Kp 7, STRONG STORM) und Polarlicht bis ins nördliche Mitteleuropa. Die genaue Ursache dafür ist unbekannt, eventuell ist Flux Emergence entgegengesetzter Polarität inmitten des koronalen Lochs dafür verantwortlich. Eigentlich würden wir nur moderates Weltraumwetter erwarten bei einem negativ polarisiertem koronalen Loch im September/Oktober. Merkhilfe: Wir wollen
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September–Plus April–Minus
Der nordwestliche Teil wurde großteils vertilgt von einer „Anemone Active Region“, die sich mit ihrem Flux über das koronale Loch gelegt hat. Schnellen Sonnenwind mit dem wir uns verbinden erwarten wir vor allem aus dem südlichen Bereich von CH85–. Wahrscheinlich spüren wir ab dem 11.10. die Auswirkungen in Form einer Corotating Action Region. Die Schätzungen für die geomagnetischen Auswirkungen gehen bis G2 MODERATE STORM mit deutlich stärkeren Auswirkungen in hohen Breiten als in Mittelbreiten.
Ob wir wieder so eine stark südliche Magnetfeldkomponente wie beim letzten Mal bekommen, bleibt abzuwarten. Falls ja, könnte G3 wieder eine Option sein – aber das ist völlig ungewiss. Was jedoch dieses Mal förderlich für einen Magnetsturm sein kann ist die vorangegangene Einwirkung langsamer CMEs auf das Erdmagnetfeld/die Ionosphäre. Das/die ist dadurch bereits unruhig, aufgewärmt und aufgeladen.
Synoptik – Filamente

Zahlreiche größere Filamente in guter Position für potentiell erdgerichtete CMEs befinden sich auf der Sonne. Ob und wann diese instabil werden könnten um sich abzulösen und als Filament-Eruption einen koronalen Massenauswurf zu uns zu schicken lässt sich kaum vorhersagen.
Synoptik – Sonnenflecken-Gruppen

Von den wenigen verbliebenen Regionen sind einige vor Kurzem abgetaucht, nun aber wieder aufgetaucht mit sichtbaren Sonnenflecken. Vielleicht ein Anzeichen für eine allgemeine Zunahme der Aktivität der Sonne. Ein erhöhtes Flare- oder CME-Potential geht von ihnen aber nicht aus im Moment.
Ganz anders bei den neu aufgetauchten Regionen am Ostrand: Von dort werden demnächst immer mehr aktive Regionen auftauchen von denen einige großes Flare- oder CME-Potential besitzen (könnten). Auch hier müssen wir erst einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.
Sonnen(flecken)zyklus 26 – Spekulationen
Die Grafik zeigt in bunt die berechnete Position koronaler Löcher (umso roter umso schneller der Sonnenwind, der aus ihnen austritt),

Quelle: NASA CCMC ISWA WebApp
links in der Mitte am Äquator „unser“ koronales Loch 85, im Norden und Süden die neuen polaren koronalen Löcher die schon zum Sonnenzyklus 26 gerechnet werden können. Sie werden sich noch weiter formieren bis sie die gesamten Polkappen ausfüllen (bis etwa 55°N/S). Von 55° Breite abwärts zum Äquator hin sehen wir Bänder mit entgegengesetzter Polarität zu den Polen. Auch diese Bänder lassen sich bereits dem Sonnenzyklus 26 zuordnen. Sie werden sich in den folgenden Monaten (und Jahren) weiter ausdehnen Richtung Äquator und den aktuellen Sonnenzyklus zwischen 45°N und 45°S weiter zusammenquetschen und so wahrscheinlich für eine Zunahme der Aktivität sorgen bevor sie dann zum Minimum hin deutlich abnimmt.
Die äquatorialen koronalen Löcher sind im Grunde Überbleibsel der alten Pole, die zur jeweils entgegengesetzten Seite abgewandert sind.
Anhand der Lage der Bänder und der Ausformung der polaren koronalen Löcher lassen sich in naher Zukunft Prognosen für den kommenden Sonnenzyklus erstellen. Innerhalb der nächsten Jahre werden wir auch die ersten Sonnenflecken-Gruppen des neuen Zyklus sehen. Je weiter nördlich/südlich sie sich befinden und je synchroner Nord- und Südhalbkugel bei Anzahl, Stärke und Position dieser neuen Regionen sind umso stärker wird der nächste Zyklus ausfallen.
Die Sonne als rechteckige Karte: Neun Rotationen März – Oktober 2025
Die Entwicklung der polaren koronalen Löcher erinnert an das Abtropfen eines Cut-Off-Tiefs in der Westwindzone der Erde.
11.10. – Sector Boundary Crossing und erster Hauch schnellen Sonnenwinds
20:30 MESZ – Wir befinden uns wahrscheinlich gerade im Einfluss der äußersten nordwestlichen Ecke des koronalen Lochs CH85, die etwas abgeschnitten vom Rest scheint mit nicht besonders schnellem Sonnenwind (High-Speed-Stream, HSS) von zwischenzeitlich etwa 440 km/s. Die Modelle sagen die Passage einer zweiten Corotating Interaction Region (CIR) voraus mit nachfolgend schnellem Sonnenwind, möglicherweise bis über 700 km/s.

Da wir den positiven Sektor verlassen haben und uns nun im negativen befinden (Phi-Winkel ist negativ, Magnetfeld zeigt hin zur Sonne) werden wir deutlich weniger Episoden mit negativen Bz-Werten sehen, die für gute Geoeffektivität des High-Speed-Streams nötig sind. Ob hohe Geschwindigkeit, erhöhte Dichte und ein kräftiges interplanetares Magnetfeld diese für Aurora ungünstige Voraussetzung wettmachen können, bleibt abzuwarten.
Wer sich zufällig in hohen Breitengraden aufhält (in Polarkreis-Nähe) wird bestimmt etwas zu sehen bekommen, ob es für Mitteleuropa reichen wird ist ungewiss.
Fortsetzung folgt …
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