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Updates: Re-Analyse

Aurora Satelliten-Ansicht (VIIRS DNB)

2025-01-01 1800Z – Links im Bild Skandinavien, im Morgen-Sektor zwischen Midnight und 06h Sibirien: sehr breites, sehr helles, sehr südliches Oval zu sehen im VIIRS DNB von SUOMI-NPP und NOAA-21

ICME-Analyse

Die Re-Analyse von NASA M2M ergibt, dass uns ab 31.12.2024 1544Z die ICMES vom 29.12.2024 gegen 0200Z Startzeit und gegen 0600Z beeinflusst haben (multipler ICME). Diese pfannkuchifizierten, zerquetschten ICMEs lassen nur schwer Sheath und Flux Rope(s) erkennen, stattdessen sieht man häufige abrupte Sprünge in Phi und bei Bz/By, was auf eine komplexe, verdrillte Struktur hinweist.

Eine mögliche Interpretation: Shock, Gemeinsamer Sheath bis zum zweiten plötzlichen Anstieg der Magnetfeld-Stärke, Flux-Rope A bis zum dritten plötzlichen Anstieg der Magnetfeld-Stärke (magn. Fluss), Flux-Rope B

Der sehr dünne, schmale spätere CME vom 29.12.2024 gegen 1800Z hat uns als ICME erst am 2.1.2024 1005Z erreicht. Es ist lehrbuchhaft die turbulente Sheath-Phase von der CME-Hauptmasse zu unterscheiden mit eindeutiger E-N-W-Struktur des Flux-Ropes, was zu ausschließlich nördlicher Polarisation und damit nur zu sehr geringer Geoeffektivität geführt hat.

☞ Datenvisualisierung mit angepasstem Layout im KNMI Space Weather Timeline Viewer

Vergleich (DST-Index)

Disturbance Storm Time Index: Drittstärkster geomagnetischer Sturm der letzten 365 Tage — nach Mai 2024 („Gannon Storm“) und Oktober 2024, noch vor dem Perseïden-Sturm im August 2024

Ein weiterer Index: Die Newell-Coupling-Funktion zeigt das Maß der Kopplung des interplanetaren Magnetfeldes mit dem Erdmagnetfeld. Werte über 5 sind ein Hinweis auf visuelles Polarlicht in Mitteleuropa – der stündliche und 4-stündliche Durchschnitt hat knapp 7 erreicht

Grafiken vom Austrian Space Weather Office (Geosphere Austria) ☞ helioforecast.space/dashboard

Polarlichtsichtungen im Forum des Arbeitskreis Meteore

Nowcasting Updates & Fotos

2025-01-03 00:30 MEZ — Webcam Kap Arkona

Das Polarlicht am Nordhorizont blieb diffus, das letzte Mal einigermaßen deutlich zu erkennen auf der Panomax Webcam Kap Arkona um 19:50 MEZ, danach störte Bewölkung die Beobachtung. Seit dem Sonnenuntergang ist die Bz-Komponente des interplanetaren Magnetfeldes positiv, also nördlich, was Polarlicht-Sichtungen in Mitteleuropa zunehmend unwahrscheinlich macht – eine Substurm-Expansion hat dennoch gerade eingesetzt messbar bis Rørvik 64°N 11°E, vielleicht schafft es die Aurora noch ein Mal aufzuleuchten.

Leider scheint am Kap Arkona jetzt neben dem Leuchtturm auch noch violettes Partylicht die Sicht auf die Aurora zu stören

2025-01-02 17:30 MEZ — Webcam Kap Arkona

Wir befinden uns noch immer im Einfluss des CMEs: Die Geschwindigkeit des Sonnenwindes war längere Zeit noch deutlich über 500 km/s, fällt aber gerade darunter. Die Nord-Süd-Komponente Bz war seit dem Morgen negativ, teilweise bis -10 nT, vorwiegend aber zwischen 0 und -5 nT und ist gerade in den positiven Bereich gewechselt. Hp30-Werte lagen zwischen 4 (ACTIVE) und 5 (G1 MINOR STORM), der AE-Index liegt noch über 500 nT, fällt gerade. Der Schwenk nach Norden könnte in Kürze nochmals einen kräftigen Substorm auslösen – das Aurora-Oval liegt im Moment über Mittelskandinavien, auf der Panomax-Webcam Kap Arkona ist bereits ein diffuser grüngelber Streifen über dem Horizont und ein violettes Gebiet darüber zu sehen. Bei einem kräftigen Substorm könnte es zumindest im Norden horizontnah nochmals bunt aufleuchten.

Die Ionosphäre leuchtet noch/bereits diffus in Aurora-Farben – zu sehen in Kap Arkona auf Rügen, 55°N

kap-arkona.panomax.com/peilturm?t=2025-01-02+17-40-00&r=4&z=108&tl=35

2025-01-02 00:15 MEZ — Webcams: Amrum, Obertauern, Chiemsee

Sonnenwind und Erdmagnetfeld haben sich beruhigt. Interplanetares Magnetfeld ist nördlich polarisiert und wirkt weiterer Polarlicht-Aktivität in mittleren Breiten entgegen, aber weitere Substorms sind nicht vollkommen ausgeschlossen. Die Webcam in Nebel auf Amrum zeigt um 00:00 MEZ (2.1.) immer noch den grünen Bogen des Ovals und darüber eine diffuse violette Fläche

Panomax Webcam Amrum Nebel zeigt, dass das Aurora-Oval immer noch weit im Süden liegt

Screenshot von 18:30 der Panomax-Webcam Hundskogel Obertauern 47°N 13°E – Zu sehen magenta und rote Säulen, ein SAR-Bogen der von Ost über den Zenit nach West geht und über dem Horizont gelb-grün der Bogen des Aurora-Ovals, was zeigt wie weit nach Süden es gewandert ist. Der SAR-Bogen ist typisch bei lang anhaltender Aurora-Aktivität und niedrigen DST-Werten (Minimum lag bei -220nT am Nachmittag)

Polarlicht im Salzburger Land, 47°N

Wasserwacht Bernau am Chiemsee 47°N 11°E 550m üNN 18:30 www.terra-hd.de/bernau-felden/

Kp-Wert, DST, Newell Coupling

Raumwetter-Werte vom 1.1.2025: IMF, DST, Newell Coupling:

Interplanetares Magnetfeld: Bz unter -20nT, DST unter 200 nT, und Newell-Coupling über 6 (Maß für die magnetische Konvektion)
Quelle: ASWO Graz (Geosphere Austria)

helioforecast.space/dashboard

Der maximale Kp-Wert dieses geomagnetischen Sturms lag bei 8 zwischen 1500 UTC und 1800 UTC am 1.1.2025 und damit etwas höher als von den meisten Agenturen vorhergesagt.

Der Kp-Wert ist gut, um grob die Stärke eines geomagnetischen Sturms zu messen – er ist aber unbrauchbar beim Aurora-Nowcasting, also der Kurzfrist- oder Live-Vorhersage für Polarlicht, weil er rückwirkend alle drei Stunden ermittelt wird und außerdem die große Zeitspanne nichts über kurzfristige Änderungen wie Aktivitäts-Schübe und Substürme aussagt.

2025-01-01 18:45 MEZ — Webcams Österreich, Russland

RAX Seilbahn Panomax Webcam 18:30 mit deutlichem SAR-Bogen

Ostrolensky, 53°N 59°E, 22:45 lokale Zeit (UTC+5) (starvisor.net) geografisch etwa auf gleicher Breite wie Berlin, geomagnetisch so gar noch südlicher

Timelapse ab 17:45 1.1.2025 lokale Zeit (UTC+5)

2025-01-01 18:20 MEZ — ROTI (Rate of TEC index)

Ein weitere Shockfront ist am Vormittag eingetroffen, es sieht also nach insgesamt 3 CMEs aus. Das interpanetare Magnetfeld erreichte wieder Stärken von 25nT, der Bz-Wert erreichte extreme Werte von -24nT über längere Zeit. Gerade schwankt die Nord-Süd-Komponente Bz wieder nach Norden – nach beständiger magnetischer Konvektion beruhigte sich die Situation etwas, der Schwenk nach Norden dürfte demnächst aber einen kräftigen Substorm auslösen. Es sollte für die nächsten Stunden für visuelles, eventuell deutlich visuelles Polarlicht – vielleicht auch visuell in Süddeutschland/CH/A – reichen. Der Kp-Wert erreichte 6.666, der Hp-Index 7. Im Moment liegt Hp 30 bei 6.666. Das Aurora-Oval liegt bei 60°N, das ist sehr südlich. Der AE-Index lag bei 1700nT, war zwischenzeitlich niedrig, steigt gerade wieder.

ROTI vom IMPC Neustrelitz zeigt eine äußerst südliche Aurora-Aktivität

2024-12-31 23:40 MEZ — Webcam Niederösterreich

Substorm mit zumindest fotografischer Sichtbarkeit in den Alpen bei Wien  47° 42′ 55,6″ N, 15° 48′ 14″ O

raxalpe.panomax.com/ottohaus

2024-12-31 21:30 MEZ — Status

Bis jetzt hat es noch nicht gereicht, das Oval deutlich nach Süden zu drücken. Die Geschwindigkeit dümpelt zwischen 400 und 500 km/s vor sich hin, Bz ist zwar immer mal wieder deutlich negativ, aber nicht südlich genug um schnell einen Effekt auf das Erdmagnetfeld zu bewirken. Ein deutliche Flux-Rope-Struktur im CME ist auch noch nicht zu erkennen. Geduld ist nötig. Eine erneute Substorm-Expansion hat gerade eingesetzt. Also ein neuer Anlauf.

2024-12-31 20:45 MEZ — Webcam Popovo

Aurora aktuell in Popovo, Yaroslawl, 57°N 38°E https://starvisor.net/pop/ – Vielleicht ein Vorgeschmack

2024-12-31 20:20 MEZ — Status

Bz jetzt seit einiger Zeit südlich, die letzte halbe Stunde unter -10 nT. Polar Cap Potential sehr hoch: über 200kV (magnetische Konvektion/ Aurora-Potential). Aurora-Oval wandert nach Süden. Substurm-Expansion setzt ein, in Kürze sollte es losgehen mit Polarlicht in Mitteleuropa.

raumwetter.de/substorm-nowcasting/

2024-12-31 17:10 MEZ — Interplanetarer Shock

Interplanetarer Shock soeben eingetroffen: Gesamtmagnetfeld springt von 8 auf 23 nT; Geschwindigkeit von 380 auf 480 km/s; Dichte von 3 auf 15 p/cm3, Nord-Süd-Komponente Bz südlich auf -20 nT – das ist erst mal alles sehr erfreulich in Hinblick auf Polarlicht – mal abwarten, wie es sich entwickelt. Bis auf der Erde Effekte spürbar sind kann es noch ein Weilchen dauern, eine halbe Stunde, vielleicht auch eine oder zwei.

Vorhersage-Updates

2024-12-30 22:30 MEZ — MOSWOC, NASA, HUXt, NOAA

  • Met Office UK gibt einen „G3 Watch“ aus für 31.12. 1200 UTC bis 1.1. 1200 UTC metoffice.gov.uk/weather/specialist-forecasts/space-weather
  • NASA M2M hat einen Enlil-Lauf mit 3 CMEs (29.12. 0200Z, 0600Z, 1800Z) gestartet und kommt jetzt auf einen Eintreffzeitpunkt von 31.12. 10:30Z, Dauer der Störung 16 Stunden, Kp 7-8, Geschwindigkeit bis 700km/s, Magnetfeld bis 25nT – geht also davon aus, dass die drei erwarteten CMEs synergistisch wirken und insgesamt für stärkere Auswirkungen auf das Erdmagnetfeld sorgen als kämen sie einzeln an. Wichtig zu beachten: Die Werte geben das erwartete maximal Mögliche an und sind deshalb naturgemäß wahrscheinlich zu hoch kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/WSA-ENLIL/36117/1
  • HUXt sieht nur 2 CMEs, die uns treffen: Den CME von ca. 0600Z am 29.12. und den dünnen vom 29.12. 1800Z, Eintreffzeitpunkt 31.12. 23:30 (Spanne -8h/+10h) sowie 1.1. 06:30 (Spanne -11h/+20h), Wahrscheinlichkeit für Treffer 95% und 97%, Geschwindigkeit Sonnenwind bis 800 km/s (Spanne 500km/s – 900km/s) research.reading.ac.uk/met-spate/huxt-forecast/
  • NOAA hat einen neuen Enlil-Lauf gestartet und jetzt offenbar auch drei (oder mehr) CMEs im Programm, bleibt aber bei G3-Watch für 31.12. und G1-Watch für den 1.1. swpc.noaa.gov/products/wsa-enlil-solar-wind-prediction/
NOAAs Enlil-Lauf mit drei CMEs, Ankunft am Nachmittag des 31.12., Auswirkungen bis in den 2.1. hinein

Es sieht also ganz danach aus, als würden wir in der Silvesternacht tatsächlich Polarlicht zu sehen bekommen – gute Sichtbedingungen (kein Stadtlicht, keine Wolken, kein Feinstaub-Dunst, freier Blick nach Norden) und ein passendes interplanetares Magnetfeld vorausgesetzt. Die Chancen auf visuelles Polarlicht am Nordhorizont stehen gut, die Böllerei vermindert die Chancen.

2024-12-30 21:30 MEZ — Noch ein CME (29.12. 1800Z)

Ein weiterer CME aus dem Südosten sichtbar in SOHO/LASCO C2 ab 29.12. 18:24 UTC ist mehr oder weniger Richtung Erde unterwegs. Allerdings scheint nur sehr wenig Material mit ihm transportiert zu werden und es handelt sich vor allem um die vorgelagerte Shockfront, die nur schwach sichtbar ist. Wie dem auch sei, könnten uns Teile davon im Laufe des 1.1. erreichen und das mögliche Polarlicht-Ereignis verlängern. Die geschätzten geomagnetischen Auswirkungen sind nicht hoch (Kp 5), aber bei zuvor gestörtem Erdmagnetfeld reichen dann auch schon kleinere Impulse, um Aurora in mittleren Breiten sichtbar werden zu lassen.

Ein kleiner nicht sehr schneller CME verließ die Sonne Richtung Westen nach dem X1.5-Flare aus Region 3936 vom 30.12. 0400Z. Die Erde wird nicht getroffen.

Solare Flares und Eruptionen am 29.12.

GOES-16-Satellit SUVI-Bilder vom 28.12.2024 – in der mitte unten die vier wichtigsten aktiven Regionen mit NOAA-Nummerierung

SUVI-Bilder des GOES-16-Satelliten vom 28.12. zeigen, dass viel los ist auf der Sonne: zahlreiche aktive Sonnenflecken-Regionen nah beieinander, einige mit X-Flare-Potential, weniger gut zu erkennen eine Menge von Filamenten und im solaren Südosten (links unten) südlich von 3939 ein großes koronales Loch. 3939 produzierte wahrscheinlich einen erdgerichteten CME und 3936 einen X-Klasse-Flare, jedoch ohne CME (koronalen Massenauswurf). Quelle: https://www.ssec.wisc.edu/data/geo/#/animation?satellite=suvi-goes-16&end_datetime=2024364_1206&n_images=20&coverage=sun&channel=6panels

Sehr hohe Flare-Aktivität seit dem frühen 29.12.

Von ca. 0230 UTC bis kurz vor 1200 UTC Röntgenstrahlung der Sonne durchgehend auf M-Klasse-Flare-Niveau, magenta Sterne: M-Klasse Flares, roter Stern: X-Flare
Schon im Silvester-Modus: Flare an Flare, GOES SUVI 131 & 195 Angström

Der X-1.1-Flare aus Region 3936 im solaren Nordwesten gegen 0700 UTC war nicht eruptiv – es wurde kein CME produziert.

Das folgende Video zeigt einen M2-Flare im Südosten gegen 04:30Z (links unten, Region 3939) mit nachfolgendem CME (Filament-Ablösung), schwach sichtbar im SOHO Koronografen sowie anschließend der X-Flare im solaren Nordwesten (rechts oben) ohne erkennbaren CME.

Die Eruption im Detail – man beachte die große Dimming-Region westlich/rechts der Eruption. Zunächst noch leuchtendes zerfasertes Dschungel-Gelöt (Filament-Material, also Schläuche mit verdichtetem Plasma), dann nur noch eine schwarze Stelle im koronalen Loch – das ist das Material was weggeschleudert wurde. SIDC Belgien sagt, es war eine Rückseiteneruption weil sie kein Dimming sehen konnten – es ist schwer zu entdecken und das Auge wird schnell abgelenkt vom vielen Tam-Tam ringsrum – aber da ist eine klar zu erkennende dunkle Region, die zudem Richtung Erde zeigt. Das Video ist ein Komposit aus 131 und 195 Angström, kontrastverstärkt und farboptimiert zum besseren Erkennen:

Flare, koronaler Massenauswurf und anschließendes Dimming (als Beweis für den Ursprungsort des CMEs)

Halo-CME mit erdgerichteten Anteilen

SEEDS Laufzeit-Differenzbild von SOHO/LASCO C2 zeigt deutlich einen asymmetrischen 270°-Halo
Im STEREO-A-Koronografen weit im Westen ebenfalls deutlich ein ausgeprägter Halo zu sehen. Mit Triangulation im Kopf lässt sich bereits eine erdgerichtete Komponente erahnen
Optisch dünn aber mit gut zu erkennender Shockfront (Halo) im SOHO/LASCO-C3
Einige Stunden zuvor gab es einen eher unscheinbaren CME mit Halo der sich Richtung Erde bewegen könnte (Kandidat für Streifschuss/Flankentreffer – Hauptteil geht nach Süden)
Seitenansicht mit STEREO A HI1 Laufzeit-Differenz-Bildern zeigt wie der erste langsame CME (0000) vom zweiten schnellen (0600) eingeholt und verdichtet wird

Modellläufe

Ein Hinweis zuvor: CMEs aus der östlichen Hälfte der Sonnenscheibe sorgen oft für Enttäuschungen bei Polarlichtfans, weil sie nicht ankommen wie berechnet (gar nicht oder viel später). Mal sehen, wie es bei diesem ist.

Alle nachfolgenden Enlil-Läufe haben eine zu hohe momentane Sonnenwind-Geschwindigkeit in den Berechnungen weil ein nicht existierender High-Speed-Stream darin vorkommt – das kann die Ergebnisse stark verfälschen, da High-Speed-Streams einen großen Einfluss auf die Zugbahn und die Beschleunigung/Abbremsung von CMEs haben.

Außerdem ist der CME optisch dünn, deshalb sollten die Erwartungen vielleicht nicht ganz so hoch sein.

Und zu guter Letzt wie immer: selbst wenn die Modelle perfekt passen und vorhersagen, muss die magnetische Signatur des CMEs zum Magnetfeld der Erde passen, d.h. die Nord-Süd-Komponente Bz muss ausreichend negativ also südlich sein, sonst gibt es kein Polarlicht. Das lässt sich bisher nicht vorhersagen und erst ganz kurz vor dem Eintreffen bestimmen ☞ Nowcasting…

NASA M2M

kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/CME/36050/1

Analyse: Startgeschwindigkeit 860 km/s; Ursprung S17E30 (Region 3939) – Verbindung mit M2-Flare gegen 0440UTC, erste Sichtbarkeit im Koronografen kurz nach 0600Z

Ergebnisse: Dichte 40 p/cm3, IMF 25 nT, Geschwindigkeit bei Eintreffen 525 km/s, Zeitpunkt 2. Tageshälfte 31.12., Kp 5-8

Kommentar: Kp 8 ist ein bisschen fraglich, Kp 7 bei so einem direkten Treffer wie berechnet durchaus möglich – würde bedeuten: deutlich visuelles Polarlicht hoch über dem Horizont in Norddeutschland, eventuell visuelles Polarlicht in Süddeutschland. Etwas Skepsis ist angebracht.

Ein mehr oder weniger direkter Treffer bei NASA M2M
Enlil berechnet einen möglichen Kp-Wert von 8, der ist bei NASA M2M allerdings oft zu hoch

NASA hat weiterhin einen Ensemble-Lauf mit 32 Members gestartet, die Ergebnisse wirken etwas realistischer: Ankunft zwischen 2024-12-31 09:31Z und 2025-01-01 01:00Z (Durchschnitt 2024-12-31 15:07Z); 72%ige Chance auf maximalen Kp von 5-7

https://kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/Alert/36096/1

Da dieser CME wahrscheinlich nicht der einzige ist, der uns trifft, ist das Ergebnis abstrakt und zeigt, wie es sein könnte, wenn uns nur ein CME träfe.

Ergebnisse des Ensembles: dicke schwarze Linie = Mittelwert aller Ergebnisse, hellgrüne Linie schwächster Lauf, dünne schwarze Linie stärkster Lauf

NASA hat ebenfalls den CME von ca. 0200Z modelliert (vierte CME-Abbildung oben mit pinkem Halo im Süden):

Ursprung N20W01, 0123 UTC – Startgeschwindigkeit 880 km/s; Eintreffen 31.12. Nachmittags – eigentlich nach dem obigen – also wahrscheinlich pfannkuchifiziert (= zusammengeschoben/verdichtet, verbreitert, kompakteres also stärkeres Magnetfeld) zusammen mit dem schnelleren CME – Kp 4-6 (als Solo) kauai.ccmc.gsfc.nasa.gov/DONKI/view/WSA-ENLIL/36079/1

NOAA/SWPC

Sieht ähnlich aus wie bei NASA, jedoch ist der Eintreffzeitpunkt bei NOAA deutlich früher: bereits vor Sonnenaufgang am 31.12.

SWPC gibt einen G3 Watch (Kp 7) für den 31.12. aus, G1 Watch (Kp 5) für den 1.1.

Für den 31.12. sieht NOAA 5% Chance für Active (Kp4), 15% für Minor (Kp5), 25% für Moderate (Kp6) und 55% für Strong-Extreme Storm (Kp7+); für den 1.1. 20% für Active (Kp4), 40% für Minor (Kp5), 25% für Moderate (Kp6) und 1% für Kp7+

Es hat den Anschein, als hätte SWPC noch mindestens einen zweiten CME mit in der Berechnung, weshalb zwei Peaks in den Kurven zu sehen sind. Eventuell der von 0200Z, vielleicht auch noch ein ganz anderer. Leider geben sie darüber nie genau Auskunft. Mein Bauch sagt mir, dass SWPC zu früh liegt, aber was weiß der schon.

www.swpc.noaa.gov/products/wsa-enlil-solar-wind-prediction

Met Office

Form und Struktur sehen aus wie bei NASA und SWPC, bei der Geschwindigkeit ist zu erkennen, dass der CME uns flankiert und nicht direkt trifft – dann wären Sonnenwind-Geschwindigkeiten von 800 km/s möglich.

Met Office berechnet eine Wahrscheinlichkeit

  • von 60% für Kp 5-6 (G1 – G2) am 31.12. und 30% am 1.1.
  • von 20% für Kp 7 (G 3) am 31.12. und 10% am 1.1.

… hat allerdings den kleineren CME von 0200Z am 29.12. nicht im Multi-CME-Lauf. Ich schätze, dass dieser CME eine verstärkende Wirkung auf das Ereignis haben kann was die Wahrscheinlichkeit für Kp 7 etwas erhöhen würde.

metoffice.gov.uk/weather/specialist-forecasts/space-weather

HUXt

Das HUXt-Ensemble-Modell der University of Reading mit 500 Läufen berechnet eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit von 95%, dass uns der CME trifft mit einer Geschwindigkeit zwischen 450 und 650 km/s am späten 31.12. Die Ankunftszeit stimmt oft nicht bei HUXt (meist zu spät), das liegt am Modell, mal sehen, wie es dieses Mal kommt.

Die CME-Analyse stammt von Met Office und geht von einer Startgeschwindigkeit von 1015 km/s aus.

HUXt Website mit Updates der Modellläufe und Animation

BoM Australien

Enlil-Lauf mit 5 CMEs, Prognose der Website: 31.12. G2 (Kp 6), 1.1. G2 (Kp 6) (UTC-Tage)


Abschließende Gedanken

Mein depressives Ich sagt jetzt: Selbst bei klarem Himmel wird man sowieso nichts sehen, weil die Böllerbestien alles verpesten mit ihrem Feinstaub des Todes und die Feuerwerksfanatiker den Himmel verdrecken mit stinkenden Leuchtbomben.


Sehr martialisch, aber auch ein bisschen komisch, dass ein Gladiator etwas vom solaren Maximum weiß

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