letztes Update: 3.2. 11:20 MEZ
Inhaltsverzeichnis
- Filament-Eruptionen am 30.1. – erdgerichtete CMEs?
- M6.7-Flare am 31.1. und CME nach Osten
- Zwei große äquatoriale koronale Löcher mit schnellem Sonnenwind
- Nowcasting-Updates
- Neustes Update
Filament-Eruptionen am 30.1. – erdgerichtete CMEs?
In der Nähe des Zentrums der Sonnenscheibe ereigneten sich am 30.1. am Nachmittag nacheinander folgend zwei Filament-Eruptionen die jeweils einen CME produzierten. Der letztere ist unscheinbar aber schnell und direkt zur Erde gerichtet. Mit der Ankunft wird am Nachmittag des 1.2. gerechnet. Erste Schätzungen von NASA M2M lassen G3 STRONG STORM möglich erscheinen, was bis ins südliche Mitteleuropa zumindest subvisuell sichtbares Polarlicht bedeuten könnte – NASA M2M bildet in der Regel das maximal Mögliche ab, nicht das durchschnittlich zu erwartende. NOAA/SWPC tendiert eher zu einem Verfehlen/Streifschuss und vergibt G1-Watch für den 31.1. und 1.2., vor allem wegen des erwarteten High-Speed-Streams – NOAA sieht jedoch nur eine Eruption und einen CME, nicht zwei wie NASA M2M.

Ebenso erkennt Met Office den zweiten CME nicht (beide überlagern sich in SOHO/LASCO C2, der zweite ist nur sehr schwer zu erkennen.) und rechnet eher nicht mit einem Eintreffen. Im HUXt-Ensemble taucht kein CME auf, der uns treffen könnte.
Eine große Unsicherheit in der Vorhersage besteht, da keine Triangulation mithilfe von STEREO möglich war und zwei CMEs sich im SOHO/LASCO Koronografen überlagern. Das Gemengelage mit den koronalen High-Speed-Streams verkompliziert die Vorhersage zudem.
Beim experimentellen SWIFT Ensemble-Modell zeigen alle Members einen Impact am 1.2. mit zunächst nördlicher, später stark südlicher Bz-Komponente

Da nur zwei Stellen diesen CME im Programm haben, und keiner der offiziellen Dienste (NOAA, Met Office) ist die Wahrscheinlichkeit nicht besonders hoch, dass dieses Szenario eintritt.
M6.7-Flare am 31.1. und CME nach Osten
Die Analysen ergaben, dass wir sehr wahrscheinlich nichts oder nur sehr wenig von diesem CME abbekommen werden. Leichte Auswirkungen könnten sich am 4.2. bemerkbar machen (NOAA).

Zwei große äquatoriale koronale Löcher mit schnellem Sonnenwind

Beide koronalen Löcher (positiv polarisiert) produzieren schnellen Sonnenwind (High-Speed-Streams). Mit der Ankunft wird heute am 31.1. gerechnet, bisher ist noch keine deutliche Steigerung im Sonnenwind zu sehen (langsame 340 km/s um 18h). Erwartet werden Geschwindigkeiten um 550 km/s, eventuell mehr. Erste ENLIL-Modellläufe zeigten ein Verschmelzen beider Streams mit daraus resultierenden sehr hohen Geschwindigkeiten (bis 900km/s), nun zeigen sie eher ein Auseinanderlaufen und stark südliche bzw. nördliche Auslenkung der Streams.
Met Office rechnet mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für G1-G2 geomagnetische Sturm-Bedingungen, die Polarlicht-Wahrscheinlichkeit in hohen Breiten ist erhöht, in mittleren Breiten nur falls die Bz-Komponente des interplanetaren Magnetfeldes für längere Zeit negativ bleibt (mehrere Stunden.)


Nowcasting-Updates
2025-01-31 – 18:30 – IMF erweitert
Der Sonnenwind ist immer noch langsam (unter 400 km/s), der Phi-Winkel ist negativ – eine Kopplung mit den High-Speed-Streams besteht demnach bisher nicht.
Das interplanetare Magnetfeld (IMF) ist erweitert – 15 nT ist nicht wenig – allerdings ist Bz-Komponente stark nördlich seit heute Mittag – Polarlicht in Mitteleuropa ist deshalb im Moment unwahrscheinlich.
Verantwortlich für das starke IMF ist vermutlich einer der zahlreichen CMEs der letzten Tage, die die Sonne am östlichen und westlichen Rand verlassen haben. Auch ein „Stealth CME“, also ein unsichtbarer CME, der in der Nähe der koronalen Löcher die Sonne unbemerkt verlassen konnte ist nicht auszuschließen. Allerdings ist die Signatur im Sonnenwind nicht eindeutig, was genau uns gerade passiert ist unklar – auch ein Mix aus CME und CIR (Corotating Interaction Region) ist möglich – eventuell ergibt sich die Erhöhung auch einfach nur aus der Lage der Erde zwischen den beiden High-Speed-Streams.
2025-02-01 – 15:00 – Viele Polarlicht-Sichtungen

☞ amrum.panomax.com/norddorf?t=2025-02-01+03-00-00&r=354&z=67&tl=0
Gegen 03:00 MEZ (2025-02-01 0200z) gab es vor allem rotes Polarlicht zu sehen, teilweise schwach visuell nachdem Bz im interplanetaren Magnetfeld zuvor bis -15 nT sank. Nachweise bis in die Alpen (47°N)
☞ Sichtungen in AKM-Forum: forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=62659
Die Kopplung mit dem High-Speed-Stream erfolgte noch vor Mitternacht, die Geschwindigkeit erreichte gegen 2025-02-01 1330z ein Maximum von 670 km/s, das interplanetare Magnetfeld erreichte eine Gesamtstärke von 17 nT gegen 2025-02-01 0400z.
Wie es weiter geht, bleibt spannend – mal sehen, ob wir tatsächlich noch von einem CME getroffen werden. Auch der High-Speed-Stream allein könnte heute Nacht nochmals für Polarlicht sorgen.
2025-02-02 – 13:00 – Rekordwerte bei der Geschwindigkeit
Der High-Speed-Stream des koronalen Lochs CH11+ erreichte einen Spitzenwert der Geschwindigkeit von 760 km/s gegen 2025-02-01 2250 UTC – das ist Spitze in diesem Sonnenzyklus (SC25) in Sachen High-Speed-Streams, nur von CMEs wurde das bisher getoppt, im letzten Sonnenzyklus SC24 gab es keinen einzigen Stream, der diese Geschwindigkeit erreicht hat.
Die CIR (corotating interaction region mit hoher Dichte und starkem Magnetfeld) des Streams ließ das interplanetare Magnetfeld auf 19 nT expandieren, das nachfolgend langsam wieder an Stärke abnahm.
Eine zunächst nördliche, dann stark fluktuierende Bz-Komponente sorgte dafür, dass die Polarlicht-Tätigkeit in Mitteleuropa nur schwach blieb. Sichtungen wurden nur von Webcams berichtet, z.B. Brocken (51°N 10°E) zwischen 2025-02-01 2320 UTC und 2025-02-01 2340 UTC

brocken.roundshot.com/public
☞ Sichtungen im AKM-Forum Polarlicht 2025-02-01/02
In Polen wurde schwaches Polarlicht gegen 2030 UTC/2040 UTC fotografiert.
Ein CME ist bisher nicht eingetroffen, Dr. Tamitha Skov erklärt die komplizierte Lage (auf englisch), sie sieht sogar drei verschiedene Strukturen im SOHO LASCO Koronografen. Eine davon hätte das Potential die Erde zu treffen, allerdings mit großer Unsicherheit.
Es ist immer noch möglich, dass ein CME eintrifft/ uns streift. Die Auswirkungen werden aber wohl gering bleiben, falls dem so ist. Auch der Einfluss des High-Speed-Streams nimmt langsam ab, kurze Polarlicht-Episoden in Mitteleuropa sind aber nach wie vor nicht auszuschließen.
2025-02-02 — 18:00 — CME hat uns möglicherweise erreicht

Im Moment (19:45 MEZ) ist die Bz-Komponente des interplanetaren Magnetfeldes stark positiv also nördlich ausgerichtet, Polarlicht in Mitteleuropa somit im Augenblick nicht sehr wahrscheinlich. ☞ Echtzeitdaten
2025-02-02 — 21:00 — Sonnenaktivität: Viele Flares, keine CMEs
Neustes Update
2025-02-03 — 11:30 — M4.1 Flare gegen UTC-Mitternacht produzierte einen schmächtigen CME
Nur ein kleiner CME wurde produziert, der uns am 6.2. erreichen könnte.
Es gab viele weitere Flares aus dem großen Cluster, der größte ein M8.8-Flare, keiner davon produzierte einen CME wie es bislang aussieht.
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